Mittwoch, 24. Januar 2018

Held des Alltags

In letzter Zeit war ich genervt, da mich der Krach des halbstarken Nachbarsjungen im Keller unter unserer Wohnung abends wirklich stört. Männlichen Teenagern beim Pumpen, Ächzen, Gewichte-durch-die-Gegend-Werfen, Schief-zu-Musik-Mitsingen zuzuhören, gehört ohnehin nicht zu meinen bevorzugten akustischen Genüssen. Große Lautstärke macht es nicht besser. Sonntagabend nahm ich mir ein Herz und erklärte ihm (wieder einmal), dass er laut und bei uns sehr gut zu hören sei. Er gelobte Besserung. Montag traute ich mich nicht. Erstens wollte ich nicht die meckernde Alte geben, zweitens fand ich, das Erinnerungsvermögen Sechzehnjähriger müsse eine längere Halbwertszeit als zwei Stunden haben (q.n.e.d.). Dann sollte ich eben ein Magengeschwür bekommen. Dienstagabend warf ich die pädagogischen Bedenken des Vorabends über Bord. Ich wollte gerade in den Keller gehen, da hielt mich der Sohn ab. Ich rechnete damit, dass er aus Solidarität bekunden würde, es sei gar nicht laut, ich solle mich nicht so anstellen. Doch über die Störung herrschte Konsens zwischen Mutter und Sohn. Dennoch wollte er die Peinlichkeit einer mütterlichen Intervention nicht. In einem lichten Moment kam ich auf die Idee, ihn vor die Wahl zu stellen: entweder er oder ich. Nach einem de-Funès-gleichen Entscheidungsprozess ging er. Erkenntnis: Peinlichkeit der Mutter schlägt die eigene. Kurze Zeit später (weitere Erkenntnis: man kann die metallene Kellertür sogar lautlos öffnen und schließen. Na gut, man vielleicht nicht, Sohn schon.) war nahezu Ruhe. Der Sohn kehrte zufrieden zurück. „So löst man das deeskalierend, Mama!“
Seitdem frage ich mich, ob es statthaft ist, dass Stolz Zufriedenheit schlägt.

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