Dienstag, 18. Juli 2017

Nicht alles Gold, was glänzt

Durch Zufall stieß ich gestern auf ein Wort, das von null auf hundert gleich eine Top-Position in meinem Lieblingswörter-Ranking einnimmt: Gerinnungsambulanz. Wirklich, so etwas gibt es! Im guten, alten UKE. Wer sich fragt, was die dort machen: "In der Gerinnungsambulanz befassen wir uns schwerpunktmäßig mit der Abklärung und Therapie von prothrombotischen (Thromboseneigung) und hämorrhagischen Gerinnungsstörungen (Blutungsneigung)." Aha.
Leider hält das neue Lieblingswort nicht so richtig, was es verspricht. Die ersten Zweifel kamen auf, als ich gestern feststellte, dass die Ambulanz Montags bis Donnerstags von 8 bis 16 Uhr besetzt ist. Und auch keine Minute länger. Denn mein Anruf um 16:01 Uhr ging bereits ins Leere. Gestern ärgerte ich mich noch, dort eine Minute zu spät angerufen zu haben. Heute weiß ich: egal, Schwamm drüber! Der Termin, den man mir heute anbot (zweiter Versuch um 8:02 Uhr klappte), liegt im Januar 2018. Ich: "Nicht ernsthaft?". Sprechstundenhilfe (schmallippig): "Warum sollte ich das nicht ernst meinen?". 
Ich war versucht, den alten Lateiner heraushängen zu lassen, ihr zu erklären, dass Ambulanz von "ambulare = gehen" komme und dass man dazu nach so langer Wartezeit vielleicht gar nicht mehr in der Lage sei. Aber mit humanistischer Bildung geht man nicht hausieren, das verbietet die gute Kinderstube.

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