Donnerstag, 31. März 2016

Allez les bleus!

Ja, ich stehe dazu: ich habe es wieder getan. Ich bin neuerlich ins Panini-Geschäft eingestiegen. Für den Laien: es geht dabei nicht um Brötchen sondern Klebebildchen zur Fußball-EM. Es ist das erste Jahr, in dem ich die Entscheidung für das Album nicht nur alleine getroffen habe sondern sogar gegen den Widerstand des Sohnes. Er rechnete mir vor, wie teuer das Ganze werde. Ich stampfte mit dem Fuß auf und skandierte: "Ich will es aber!" Während ich regrediere, werden die Kinder immer erwachsener. Beim Tütenaufreißen gab er allerdings zu, dass es schon Spaß mache. Viel wichtiger ist jedoch, mein Panini-Orakel bekannt zu geben. Es besagt, dass Frankreich Europameister wird. Schließlich entfallen von den 106 Bildern acht auf die Franzosen. Die Vize-Aspiranten sind übrigens Schweden und Österreich. Wenig Hoffnung habe ich für Albanien, die Schweiz, Wales und Ungarn. Sorry, Freunde, das wird diesmal nichts.

Mittwoch, 30. März 2016

Ja, ist denn scho Frühling?

Ist ja alles gut und schön mit der Vier-Tage-Woche. Aber wie soll man selbst für die reduzierte Werktagsanzahl ausreichend Motivation aufbringen, wenn es draußen dermaßen grau ist? Darf ich daran erinnern, dass wir uns im März, fast April, befinden und nicht im November? Sturm und Hagel braucht übrigens auch im Herbst kein Mensch. 
Frühling, ich sag's Dir noch einmal im Guten: reiß' Dich am Schlüpper! Sonst kann ich für nichts mehr garantieren. Unterdessen ist das Ganze zur Frage der nationalen Ehre herangewachsen. Heute kommen schließlich die Franzosen vom Schulaustausch. Wie soll ich den Lehrerinnen erklären, dass temps de Mars im deutschen Sprachraum Aprilwetter heißt?

Dienstag, 29. März 2016

Keine Frage des Alters

Heute war unsere erste gemeinsame Nacht. Ein Traum. Da soll noch einer sagen, es passiert nichts mehr im Bett, wenn man die vierzig passiert hat.
Die Tochter hat mir vom Dom Snoopy aus Plüsch mitgebracht.

Montag, 28. März 2016

Ostermontag 2016

Die Tochter hilft mir bei der Frühstücksvorbereitung. Beim Öffnen des Kühlschranks meint sie: "Oh, das riecht aber mediterran." Was für eine gewandte Umschreibung für nachhaltigen Knoblauchgestank. Ich habe in der Aufzucht wohl nicht alles vergurkt.

Sonntag, 27. März 2016

Ostersonntag 2016

Warum gibt es eigentlich keine populären Osterlieder? Von irgendwelchen Rolf-Zuckowski-Schweinereien möchte ich hier nicht reden. Weihnachten hat "Last Christmas", sämtliche Fußballmeisterschaften haben ihre Hymnen. Nur Ostern geht leer aus. Wie gut, dass ich heute einen Titel auf dem Silbertablett präsentiert bekam: "Griebenschmalz und Porsche". Wenn das nicht nach einem Regeneresken Kassenschlager klingt, dann weiß ich auch nicht.

Samstag, 26. März 2016

Karsamstag 2016

Ich gestehe. Umständehalber habe ich mir heute Touristenfolklore im Schanzenviertel gegeben. Es tat kaum weh. Dazu war das Wetter auch zu schön. Es roch nach Frühling. Und doch habe ich mich fern der Heimat nach unserem beschaulichen Dorf gesehnt. Ohne Musik, die Herzrhythmusstörungen auslöst. Ohne im Vorbeigehen gleich kontaktstoned zu sein. Zuhause ist es eben doch am schönsten.

Freitag, 25. März 2016

Karfreitag 2016

Die kleine Autistin in mir bemerkt, es ist nicht nur Karfreitag, es ist auch der 25. März. Damit der 34. Geburtstag des Massagemäuschens des Gatten. Passt doch perfekt. Zum Thema Autisten fällt mir ein, dass ich mich demnächst in meinen Schilderungen über die Arbeit etwas mehr vorsehen sollte. Als ich heute früh von einem Haufen Autisten dort sprach, meinte die Tochter, das sei eine Beleidigung für die Autisten. Doch zurück zur verkaterten Karfreitagsstimmung. Nie habe ich gedacht, meine besten Jahre an den Gatten verschenkt zu haben. Schon alleine wegen zwei großartiger Kinder nicht. Und doch denke ich häufig, dass er mir zwar nicht die besten Jahre geraubt, aber durchaus die schlechtesten im Nachgang beschert hat.
Wie gut, dass ab morgen wieder der Frohsinn tobt.

Donnerstag, 24. März 2016

Stimmungslage

Welch' ein erhebendes Gefühl, nach dem Aufwachen den Wecker auszuschalten! In den nächsten Tagen hat auch er frei. Das Minimalziel fürs Osterwetter scheint auch gesichert: keine Eiersuche im Schneegestöber. Da nimmt man in Kauf, dass es grau und trüb ist. Selbst, dass es im Radio heißt, noch sei es gut, es werde erst im Laufe des Tages schlechter. Ich bin auch nach über zwanzig Jahren noch nicht ausreichend norddeutsch-assimiliert, um diese graue Suppe als gutes Wetter durchgehen zu lassen. Ach, was soll's. Dass in Gandia mindestens 20 Grad plus Sonnenschein sind - und auch die nächsten fünf Tage sein werden, Schwamm drüber!
Beruhigend außerdem, dass Print bei meinen Digital Natives nicht tot zu sein scheint. Sowohl die letzte als auch die aktuelle Geo-Ausgabe wurden in meiner Abwesenheit durchgearbeitet. Der Fasten-Titel hauptsächlich von der Tochter, der Jesus-Titel vom Sohn. Der wiederum regte sich gestern furchtbar über den aktuellen Spiegel auf. Er findet, man dürfe auf dem Titel ("Ihr belügt uns doch alle") den AfD-Nasen nicht auch noch eine Platform liefern. Er hat ja recht. Nur war das Ganze im Bärenanzug seiner Freundin vorgetragen, der ihm bis zum Ellenbogen und Knie reicht, nur semi-überzeugend. Am Ende fehlt mir das nötige Abstraktionsvermögen. 

Mittwoch, 23. März 2016

Semana Santa und Semantik

Selten hat eine Bezeichnung so sehr Kulturunterschiede aufgezeigt wie die der Woche, in der wir uns gerade befinden. Hier Karwoche, da Semana Santa.
Karwoche, da klingt automatisch karg mit, protestantische Freudlosigkeit, trübgraues Wetter, kahle Bäume, Askese und Fasten. Nach dem Kochfisch am Karfreitag lässt man es dann richtig krachen: Eier en masse, die so hart gekocht sind, dass sie schon einen blaugrünen Ring um das ehemalige Eigelb haben. Eierlikör aus fingerhutgroßen Gläsern. Ein bretthartes Osterbrot mit Rosinen. Wer sagt denn, dass wir hier nicht auch Lebensfreude können? Und dann erst der Osterbrunch mit den befreundeten Lehrerehepaaren, mit denen wir Doppelkopf spielen. 
Semana Santa. Wenn das nicht nach Urlaub, Sonnenschein, Palmen, zentnerweise Paella, Wein und Geselligkeit klingt? Am Ende müssen zwar auch in Vilariba und Vilabajo schmieriges Geschirr und verkrustete Pfannen gespült werden, aber selbst das geht pfeifend und singend vonstatten, wenn man nur das richtige Spülmittel benutzt.
Wahrscheinlich bin ich eine reinkarnierte (sic!) Südländerin.

Dienstag, 22. März 2016

Frohes Fest!

Ein ordentliches Badezimmer gemeinsam mit einer Siebzehnjährigen zu benutzen, ist so wahrscheinlich wie Werder Bremens Meisterschaft diese Saison. Oder wie die Auferstehung David Bowies. Oder wie ein Rechtsstreit zwischen Depeche Mode und Fraktus darüber, wer den Techno erfunden hat. Oder, dass Bananensägen am Baum wachsen. Oder dass Ostern und Weihnachten auf einen Tag fallen.

Erwachsen

Der Sohn monierte letzthin beim Frühstück, es dauere noch 4,5 Jahre, bis er endlich das Abitur habe. Ich verschluckte mich vor Überraschung fast am Brötchen. Anschließend überraschte ich mich selbst am meisten, indem ich es schaffte, den Kommentar herunterzuschlucken, mindestens ein Jahr der gruseligen Wartezeit gehe auf seine eigene Kappe.
Es ist nicht so, dass nur die Kinder langsam erwachsen werden. Ich werde es auch. Nur wann gehen auch die Pickel weg?

Montag, 21. März 2016

Frühlingsanfang

So, nun habe ich es auch in den Frühlingsmodus geschafft. Das Wetter signalisiert ihn nicht unbedingt, aber was soll's? Wo ein Wille ist usw. usf. Vielleicht bin ich doch nicht so schlecht in Selbstmotivation.
Die Blumenkästen sind mit Frühblühern (das Wort wollte ich schon immer mal unterbringen) besetzt. Das Gestrüpp des Winters ist endlich entfernt.
Den gestrigen Tag verbrachte ich Häschen und Ähnliches backend. Meinetwegen kann Ostern kommen. Die vier Arbeitstage dazwischen braucht doch kein Mensch.

Samstag, 19. März 2016

Wach

Der Schreck lässt mich jäh aufwachen. Es ist taghell. So hell, wie es an einem grauen Märztag eben werden kann. Der Wecker hat nicht geklingelt. Und das, obwohl ich so viel zu tun habe. Urlaubsvertretung, dieses ewige Sich-Verantwortlich-Fühlen. Wieder einmal verfluche ich mein übertrieben preußisches Pflichtbewusstsein. Dieses und Jenes will erledigt werden - und es ist schon kurz nach sieben Uhr.
Irgendwann werde ich richtig wach. Es ist Samstag. Bis neun Uhr auf Seite 107 von "Le chapeau de Mitterand".

Freitag, 18. März 2016

Coaching

Ich sollte Motivationscoach werden. Ohne vermessen zu sein, kann ich es besser als vermeintliche Fachkräfte. Gerade im Kinder- und Jugendbereich habe ich als Amateurin größere Kompetenzen als viele Profis. Dass man als Mutter automatisch die bessere Strategin ist - geschenkt! "Spiderman trägt immer Unterhemden!" Langjährige Berufserfahrung nennt man das wohl. Ich habe davon nunmehr schon 17 Jahre auf dem Buckel, auch wenn man es mir nicht unbedingt ansieht.
Genauso wenig, wie ich jemandem eine überreife Kiwi in die Tastatur quetschte, käme ich auf die Idee, einem überraschend motivierten 15-Jährigen zu sagen, dass er sein Projekt ohnehin nicht schaffe. Das wisse er als Experte. Wie gut, dass der Sohn und ich die Expertise gründlich anzweifeln (Der Sohn: "Dafür hat der sieben Jahre studiert? Das kann ich ja besser.").
Ich glaube, ich benötige jetzt nur noch eine Fortbildung in Selbst-Motivation. 

Donnerstag, 17. März 2016

Ein Fall fürs Pauline-Mariannen-Stift

Verkehrte Welt. Der Sohn fragt mich: "Mama, hast Du einen Schlüssel dabei?"

You call it spring, I call it cold

Der Titel des Posts könnte auch ein guter Songname sein, finde ich. Es mag meiner etwas verhagelten Stimmung zuzuschreiben sein; jedenfalls reihe ich mich nicht so richtig in den allgemeinen Frühlingsjubel ein. Was bringen mir zweistellige Temperaturen in der Galeere, wenn ich auf dem Weg dorthin grundsätzlich einstellige habe, von denen ich froh sein kann, wenn sie im positiven Bereich liegen? Ich friere hier.

Mittwoch, 16. März 2016

Märzsonne

Es lag am Licht, da bin ich mir jetzt sicher. Das fehlt hierzulande eindeutig. Gestern meinte niemand - in Worten: keiner -, ich sei für einen Kurztrip überraschend braun geworden. Das finde ich nämlich. 
Unverhofft kommt oft. Heute früh, gegen sechs Uhr, als ich kaum Herr meiner Sinne war, meinte die Tochter, sie umso mehr, ich habe Farbe bekommen. Komplimente am Morgen, vertreiben Kummer und Sorgen.

Dienstag, 15. März 2016

Wieder ein erstes Mal

Freud' und Leid liegen so dicht beieinander. Als ich wieder in Hamburg gelandet war, stellte ich mein Handy an, um durchzugeben, dass ich später als erwartet herauskomme. In meinen Mails eine Absage, mit der ich ehrlicherweise nicht gerechnet hatte. 
Doch am Ausgang mehr als eine Kompensation: ich wurde das erste Mal in meinem Leben mit Blumen und einem Herzballon erwartet. Ihr seid zu recht neidisch, ich wäre es auch.
Nur durch dieses aufregende Ereignis ist es wohl zu erklären, dass ich kurz darauf die Bordkarten für meinen morgigen Flug beharrlich an die Mobilnummer einer Kollegin schickte. Beim dritten Mal fiel es mir zum Glück auf. Ich hatte sie schon in Aufregung versetzt über einen ungeplanten Düsseldorfflug. Vielleicht liegt es auch daran, dass mir die modernen Technologien einfach nicht so liegen. So musste mich meine Mutter auf eine geniale App-Idee bringen, als ich mich über junge Menschen lustig machte, die auf ihr Handy vertieft an der Ampel standen. Eine App, die auf dem Display anzeigt, ob die Ampel, vor der man steht, rot oder grün ist. Wenn das keine pfiffige Idee ist!

Sonntag, 13. März 2016

España olé!

Die Kapernfahrt hat gut geklappt. Viele bekannte Gesichter auf dem Flug nach Zürich. Dem Hinweis des mitreisenden Kollegen, wo sich auf dem Flughafen Burger King befinde, könnte ich nicht mehr nachgehen, da ich gleich die Anschlussmaschine nehmen musste. Dieses anstrengende Jetset-Leben.
Spanien empfing mich, wie es sein sollte: mit Sonne, Wein und gutem Essen.
Die Nacht war auch spanientypisch: viel Gegröle, viel Motorenjaulen. Blöderweise auch viel Gehupe. Ein Kandidat versuchte nächtens, alle 17 Strophen eines mir unbekannten Liedes auf der Hupe zu intonieren. Wir fragten uns, wann wohl die Batterie alle sei. Nicht heute Nacht, so viel ist sicher.

Freitag, 11. März 2016

Kulinarische Kaperfahrt

Diese Märzferien sind kulinarische Ferien. Nicht nur, dass der Sohn das gesamte Repertoire von Gennaro nachkocht. Nein! Gestern überraschten mich die Kinder mit frisch gebackenen Waffeln. Weniger freudig war die Überraschung über den Puderzuckerstreuer, der im Wasser gelandet war, oder über den allgemeinen Zustand der Küche nach Benutzung des Mixers und des Waffeleisens. Da ich eine Mutter bin, die ständig von Termin zu Termin hetzt, bekam ich netterweise von der Tochter eine Togo-Waffel, eingewickelt in eine Serviette. Passend dazu bekam ich außerdem eine SMS von meiner Mutter, wenn mir am Wochenende nach Königsberger Klopsen sei, solle ich eine kleine Portion Kapern mitbringen. Beflissen habe ich beim Online Checkin nachgesehen: Kapern sind kein Gefahrengut, das nicht ins Gepäck darf. Das passt, dann steht also auch dem Schmaus nichts im Wege. 

Donnerstag, 10. März 2016

La Cage aux Folles

Woher kommt es eigentlich, dass ich verschrobene Kinder habe? Von mir haben sie das nicht!
Gestern war die Tochter morgens schon um vier Uhr wach. Lag daran, dass sie am Vorabend gegen 19 Uhr vollkommen ermattet von einer Shoppingtour eingeschlafen war. So weit, so normal. Dass sie jedoch mit den Worten "Ich bin so energetisch." wie ein Käfer auf dem Küchenboden herumrollte, mag Unkundigen komisch vorkommen. Dass sie uns anschließend mit ihrer gleichermaßen lautstarken wie ausdauernden Interpretation englischer Gewerkschaftslieder einen Ohrwurm verschafft: geschenkt! Selbst für mich überraschend war jedoch, dass sie mir letzthin eine mit schwarzem Filzstift bemalte Mango präsentierte und mich fragte, was das sei. Vor allem Anderen, erwiderte ich, müsse sie aufpassen sich nicht einzusauen, auf der Mangooberfläche halte der Stift nicht. Typische Mutterbemerkung eben. Ich wisse also nicht, was es darstellen solle. Nein, wusste ich tatsächlich nicht. "Der Mango mit dem Bart" hieß es. Zur Rettung des töchterlichen Geisteszustandes und ihrer grammatikalischen Fähigkeiten sei hier erwähnt, dass die politisch wenig korrekte Bezeichnung "Der Mongo mit dem Bart" (nur aufgeschnappt, nicht von einer von uns geprägt!) in den letzten Wochen eine tragende Rolle in diversen unserer Konversationen spielte.
Der Sohn dagegen ruft mich lediglich bei der Arbeit an und wünscht das vollständige Rezept für Penne Carbonara. Als ich, zugegeben etwas patzig, meinte, Gennaro habe darauf sicher eine Antwort, denn das sei im Gegensatz zu mir sein Job, merkte ich, er wollte mich nur testen. Ob ich auch wirklich die italienische Originalvariante herbete.
Vielleicht finde auch nur ich sie verschroben. Und sehr liebenswert.


Mittwoch, 9. März 2016

Es geht doch nicht um die Wurst

Eigentlich hatte ich heute früh geplant, meine überbordenden Ideen zum Thema "Wurst" zu sortieren. Soll ich ein Gedicht einreichen, das in bester Grass'scher Tradition gefertigt wird? Nur dass es statt des Titels "Schweinskopfsülze" die Bezeichnung "Wurstgesicht" tragen wird? Oder lieber etwas Humoreskes? Darin müsste auf jeden Fall enthalten sein: "Ich hätte gerne von der fetten Groben!" "Tut mir leid, die hat heute Berufsschule."
Zugegeben, gut abgehangene Räucherware.
Aber es kam anders. Der Sohn hatte bereits gestern Abend begonnen, Pizzateig zuzubereiten. Für den ich als liebende Mutter vorher sowohl frische als auch Trocken-Hefe besorgt hatte. Das Tutorial von Gennaro sah vor, dass der Teig (mit Trockenhefe!) mindestens zwei Stunden gehen müsse. Dieser Zeitpunkt wäre frühestens gegen 22:30 Uhr eingetreten, so dass seine Freundin und ich auf ihn einreden mussten, das Pizzaprojekt auf den nächsten Morgen zu vertagen. Der niedrigen Frustrationstoleranz des Sohnes ist es zu verdanken, dass ich am Ende resp. heute früh Teigklumpen retten und zu Pizzaböden formen musste. Vor dem ersten Schluck Tee! Folglich gab es für die Brut Pizza zum Frühstück. Das Pilotprojekt kam so gut an, dass noch eine zweite gebacken und verhaftet wurde. Irgendetwas muss darin gewesen sein. Die Tochter postulierte, man dürfe Menschen aus Sylt nicht mehr Sylteuner nennen, sondern müsse zu ihnen und denen aus Borkum Sylti und Borka sagen. Während dessen simulierte der Sohn eine Goa-Party, deren gleichzeitiger Musiker und Tänzer er war. Anschließend einigte man sich darauf, die schlechtesten Partyhits der Welt abzuspielen. Vom Handy der Tochter, was bedeutete, dass meines von der Dockingstation genommen wurde und nebendran gelegt wurde. Blöderweise auf ein Holzbrett, auf dem vorher Zwiebeln und Knoblauch geschnitten wurden. Jetzt habe ich - bestimmt noch wochenlang - eine olfaktorische Erinnerung an diesen Morgen.
Ansonsten war er wie immer.

Dienstag, 8. März 2016

Angefixt

Eine neue Herausforderung wartet auf mich: die Teilnahme am Schreibwettbewerb zum Thema "Wurst-Geschichten aus meiner Region". Eine derartig inspirierende Aufgabe, dass ich vor Ideen zu platzen drohe. Ich werde in Schlachteplatten schwelgen! Demzufolge rechne ich fest damit, als schönster Beitrag veröffentlicht zu werden. Und natürlich mit dem Gewinn einer Porzellanfigur des allseits bekannten Künstlers Otmar Alt. Ein Wurstorden quasi. Es wird dufte!

Frauentag ist nicht Muttertag

Ich habe Kuchen gebacken, Marmelade aus übrig gebliebenem Fischmarktobst gekocht, warmes Essen zubereitet. Allet mit meine Hände. Und doch reicht es nicht. Als ich dem Sohn am Sonntag Burger briet und ihm das beeindruckende Endprodukt kredenzte, fragte er: "Und was gibt es als Beilage?" Meine Antwort, als Beilage zum Burger gebe es einen weiteren Burger, befriedigte ihn nur mittelmäßig. Ich deute es als Wachstumsphase. Unterdessen ist er schließlich so groß wie ich. Anders kann ich mir auch nicht erklären, wieso er gestern Abend gegen 21:30 Uhr beschließt, jetzt müsse er unbedingt Chicken Masala kochen. Unerlässlich dabei das Mobiltelefon, aus dem britische Starköche das Tutorial für das Gericht blöken. Unwichtig dabei, dass das Display mit Fettspritzern und Kurkuma benetzt wird. Von der sonstigen Küche wollen wir gar nicht sprechen. Meine Pläne, abends weniger zu essen, torpedierte er in jedem Fall. Unmöglich hätte ich Nein sagen können. Allein, weil es so rührend war, wie er mich genau bei den ersten Bissen beobachtete, ehe er selbst anfing zu essen. Ohne Frage, als Koch ist er begnadet. Als Küchenreinigungskraft weniger.

Montag, 7. März 2016

Ein Sonntag im Dorf

Vielleicht liegt es am betörenden Duft der Freesien zuhause, vielleicht ist mir die gestrige Begegnung einfach nur zu Kopf gestiegen. 
In jedem Fall beschäftigt mich die Lesung vom Sonntagnachmittag immer noch. 
Sie begann mit den unmotiviert überdramatischen Worten des Schweizer Hoteliers, bei denen man sich fragte, ob die "Trufes du jour" seine einzig konsumierte Droge waren. In einem relativ ungeeigneten Raum seines Hotels - sollte das schon der beste Ort am Platz gewesen sein? - fand das Ganze statt. Abgelöst wurde der Hotelbesitzer von einer ziemlich verstrahlten Dame, die sich jetzt im Engadin engagiert (die Kombination wollte ich schon immer mal bringen) und früher im Hamburger Literaturhaus tätig war. Wir sind recht froh über die (noch) aktuelle Besetzung dort. 
Endlich beginnt die Lesung, wie in der Schule in alphabetischer Reihenfolge. In gewohnt brillanter Manier liefert Sven Amtsberg ab. Einzige Überraschung: das seriöse Outfit zum Auftritt.
Es folgt Sigrid Behrens, von der wir von der Verstrahlten erfahren, sie sei zweisprachig aufgewachsen. Toll. Ansonsten kommen noch zwei kurze Gedichte. Und peinliche Fragen aus der Moderatorenecke.
Dann kommt wegen größerer Ausfälle schon Wolfgang Schömel. So gerne ich dessen Geschichten höre, werde ich den Eindruck nicht los, seine größte Sorge sei, man könne glauben, seine Glocken seien länger als der Turm. In verschiedenen Schattierungen ein ständig wiederkehrendes Sujet.
Im Anschluss für meinen Geschmack viel zu kurz "der große Frank Schulz" (Gerhard Henschel) mit einem Gedicht. Weiterhin nichts als bräsige Fragen von der Verstrahlten. Er gibt großartige Steilvorlagen und sie schafft es nicht einmal, zu erfragen, wann der neue Onno Viets erscheinen wird. 
In der Folge dann Katrin Seddig, die eine schöne Geschichte vorträgt. Dubelige Fragen auch an sie. 
Zu dem, was wir fürs Finale halten kommt Michael Weins, dessen gute "Schtory" (Wolfgang Schömel) leider auch ein wenig durch schwachgeistige Fragen verschüttet wird. Als diese Peinlichkeit ein Ende hat, wirft sich der Hotelier noch einmal dröhnend ins Zeug. Er lebt vermutlich seinen Ruf als Unikat aus. Aber muss es unbedingt vor Publikum sein? Kann er das nicht zuhause oder in der Besenkammer abfeiern? Es wird ein ewiges Mysterium bleiben.

Sonntag, 6. März 2016

Das Herz schlägt schneller

Und schon wieder ist es vorbei, das schöne Wochenende. Dieses habe ich wieder einmal als Hardcoregroupie verbracht. Und so erfolgreich wie nur möglich. 
Freitagabend habe ich zum zweiten Mal in relativ kurzer Zeit das Konzert des Nachbarn gesehen. Jedesmal besser. Am Ende bekam ich noch eine Umarmung vom Künstler selbst. Was will man mehr?
Heute Nachmittag war dann eine Lesung mit bekannten und zum Teil sogar mir bekannten Autoren. Und was soll ich sagen? Der große Frank Schulz erkennt mich nicht nur wieder, sondern fragt mich auch noch, wie weit ich mit meinem Buchprojekt sei! Mehr geht wahrlich nicht.
Und das Beste: beide erhebenden Erlebnisse fanden in unserem beschaulichen Dorf statt. In meinem Freudentaumel hatte ich es nicht weit nach Hause.

Freitag, 4. März 2016

Nicht mit mir

Umständehalber bin ich Werbung auf meinem Mobiltelefon sehr aufgeschlossen. Ich freue mich sehr, dass die Ortung unterdessen gut klappt, so dass ich fast nur noch Hamburg-Relevantes auf irgendwelchen Bannern präsentiert bekomme. Auch das Contextual Tatgeting scheint durch intelligente Algorithmen besser geworden zu sein: ich erhalte fast nur noch Werbung aus den Themenbereichen Reise, Kultur und Gastronomie. Nur noch selten bekomme ich Singles mit Niveau oder Wondernails angedient.
Jetzt müssen sich nur noch die Produkte verbessern. Vielleicht bin ich mit meiner Meinung alleine, dass die Werbung für ein indisches Restaurant mit dem Namen "Gandhi" nicht unbedingt Gaumenfreuden zu versprechen vermag. Meine Assoziationen sind eher Fasten, Askese und Betriebstemperaturen um den Gefrierpunkt. Wahrscheinlich wird man dort am späteren Abend gefragt: "Nach dem Essen noch ein Klistierchen?" Vielleicht geht aber auch nur meine Phantasie mit mir durch.

Donnerstag, 3. März 2016

So geht's natürlich auch

Der Tag ging so weiter wie er begann: mit Luft nach oben. Von verhaltenstherapeutischer Seite ahne ich, dass es hieße, ich müsste an meiner Einstellung arbeiten.
Aber was will man erwarten, wenn morgens kein gefiltertes Wasser für den Tee aufzutreiben ist. Wenn die Tochter sich so krank fühlt, dass sie zum Arzt gehen will. Wenn der Arzt so mittellustig fragt, ob sie wohl eine Arbeit schreibe. Wenn man durch die Wirren des Morgens zu spät zum Meetingmarathon kommt. Wenn einen alle Meeting-Teilnehmer vorwurfsvoll anschauen. Wenn der Rest des Tages keine Steigerung bietet.
Was bleibt einem, als das selbst-auferlegte Fasten (kein Alkohol in der Woche) zu brechen? Ach, was! Der Vizefreitag wird kurzerhand zum Wochenende erklärt. Vielleicht am Ende doch nicht so schlecht, der Tag.

Mittwoch, 2. März 2016

Sternzeichen: Sündenbock

Nach einem - hoffentlich temporären - kleinen Rückschlag saßen die Kinder und ich gestern Abend in trauter Dreisamkeit auf dem Sofa und sahen sixx. Die Tochter favorisiert diesen Sender, da sie gerne die Wiederholungen von Desperate Housewives, Sex and the City und Grey's Anatomy sieht. Darin unterscheidet sie sich nicht vom Gros junger Frauen. Und weil das so ist, gibt es auch entsprechende Werbeblöcke. Wir befanden uns also gerade in einer spannenden Lebensphase von Doc Dreamy, als der Unterbrecher kam. Jetzt wurde es für mich spannend. Sind "meine" oder wenigstens "unsere" Produkte darin? Sind sie vielleicht sogar eckplatziert? Da kam die Stimme von nebenan: "Wie kannst du das eigentlich mit deinem Gewissen vereinbaren?" Ich richtete mich auf eine schwülstige Konsumkritikdiskussion ein. Am Ende ging es nur darum, dass es doch eine Schweinerei sei, an der spannendsten Stelle herausgerissen zu werden. Glück gehabt!

Dienstag, 1. März 2016

Der Lenz ist da!

Zwar haben wir die Wette verloren, ich freue mich dennoch. Die Freude liegt an Containern, die nun direkt vor unserer Tür stehen. Altpapier, Weißglas und Grünglas, das volle Programm. Meine Hoffnung besteht darin, dass meine Nachbarn durch die Nähe nun endlich das Mülltrennen beherrschen. Kein Klassensatz Deutschbücher für die 4. Klasse mehr im ohnehin überfüllten Hausmüll? Keine Pizzakartons mehr, die den Grünen-Punkt-Müll kontaminieren? Wir werden sehen. Ich formulierte ja bereits, dass es sich mit der Fähigkeit zur Mülltrennung reziprok zur formalen Schulbildung zu verhalten scheint. Neben den praktischen Vorteilen eines Behälters in der Nähe beschert uns der Altpapiercontainer Perlen wie diese:
Wie war das jetzt mit der verlorenen Wette? Meine Nachbarin und ich haben am Wochenende Wetten abgegeben, wie viele Parteien trotz der Recyclingneuerungen am Montagabend ihr Altpapier an die Straße stellen. Mein Tipp waren zwei, ihrer drei. Stand gestern 19:45 Uhr: null. Egal, meiner Freude über unsere neuen grünen Nachbarn tut die Niederlage keinen Abbruch. Sie ist ähnlich groß wie die der Tochter über ihren Obstkorb, den sie am Sonntagmorgen für 10 € auf dem Fischmarkt ergattert hat ("Mit Korb! Und einer Kokosnuss!"). Meine Kinder haben den Fischmarkt für sich entdeckt. Zu meiner Freude ohne die eigentlich serienmäßig eingebauten vorangegangenen Exzesse. Der Frühling ist eben doch die beste Jahreszeit.