Samstag, 31. Oktober 2015

Ihr wolltet es so!

Heute erledige ich meine erste Auftragsarbeit, denn gestern wurde ich eindringlich gebeten ("Ein Angebot, das sie nicht ablehnen kann."), über unsere gestrige Klassenfahrt zu schreiben. Mal sehen, ob ich mit dem Druck klarkomme. 
Viel Erhellendes brachte der Ausflug zutage: 
Man kann ein reichlich - auch mit Gefahrengut wie Chips und Kinder-Schokolade - gefülltes Lunchpaket (heruntergespült mit Sekt) auf der Fahrt verhaften, ohne in den Kleinbus spucken zu müssen. Nur die Capri-Sonne habe ich nicht geöffnet, weil ich Sorge hatte, in der mir eigenen Ungeschicklichkeit den Strohhalm nicht schadlos in die Tüte stecken zu können. Selbst wenn ich diese Hürde genommen hätte, hätte ich mit Sicherheit zum falschen Zeitpunkt auf die Packung gedrückt, um eine hübsche Fontäne über mich und die Mitreisenden zu ergießen. So machte die Capri-Sonne einen schicken Ausflug nach Worpswede, durch Worpswede und zurück nach Hamburg. Um heute früh mit den üblichen Argusaugen (zumindest wenn es um Lebensmittel und nicht um Schlüssel oder ähnliches geht) von der Tochter detektiert und in der Folge weggeschlürft zu werden. Ohne Kleckern - von mir hat sie das nicht.
Nach der kunsthistorischen Tour durch Worpswede ergaben sich Theorien, Heinrich Vogeler sei bestimmt schwul gewesen. Naja, zumindest bi.
Überhaupt wurden wir auf spannende Society-Stories um die ganze Gang gestoßen. Später erfuhren wir, dass die Geschichten tatsächlich verfilmt werden sollen. Wir wunderten uns vorher schon, warum noch niemand diesen Hot Stuff audiovisuell umgesetzt hat.
Achtung bei Halloween: Kinder können sich selbst vor nicht unbedingt als Horrorstreifen bekannten Filmen wie "Biene Maja" oder "Mullewapp" so sehr fürchten, dass sie den Raum oder Kinosaal verlassen müssen.
Als kollektive Lieblingswörter des Tages stellten sich "Espuma" und "handynieren" heraus. Wer jetzt den Bezug zu Worpswede oder seiner Künstlerkolonie sucht, sucht ihn zurecht vergebens.
Wo wir gerade bei Sprache sind, jüngere Kolleginnen haben übrigens ganz eigene Bezeichnungen für soziale Medien: Whatsy und Facy. Man lernt nie aus.
Kolleginnen, von denen man es nicht erwartet, haben Eminem-Konzerte besucht, bei deren Ende auch noch Marilyn Manson auftauchte.
Worpswede im Herbst ist auf jeden Fall eine Reise wert! Nicht nur, wenn man sie als Geschenk bekommt (oder am Geschenk partizipieren darf).

Ein Kleinbus ist gar nicht so klein, wenn man ihn in die fünfte Etage des blödesten aller Parkhäuser (hinter dem Schauspielhaus) fahren muss. Ein Hoch auf unseren Busfahrer! Denn er blieb ruhig, obwohl die Aufgabe alleine schon schlimm genug gewesen wäre. Er hatte aber noch die zusätzlichen Handicaps, acht Damen als Insassen zu haben und die Übung gegen Mitternacht vollführen zu müssen. 

Freitag, 30. Oktober 2015

In Vorfreude

Wenn es vor Ort nicht so läuft, muss man sich Highlights in nicht allzu ferner Zukunft sichern. Nach nur sechsmal Mail-Hin-und-Her schien unser Spa-Tag im Dezember in Spanien bereits klargemacht. Ganz sicher bin ich nicht.
Es sind eben nur die Besten, die im ersten Hotel am Platz unterkommen können. 
Meine Unsicherheit, ob jetzt alles richtig ist, resultiert nicht nur aus der sprachlichen Finesse, die mir fremd ist, sondern auch aus der nachfolgenden Mail:
Umso besser. Die Freude auf den Saisonhöhepunkt ist umso größer, wenn sie noch den Thrill birgt, ob der Termin wirklich wie gewünscht zustandekommt. Oder ob er wie im letzten Jahr nicht den Weg aus der virtuellen Welt ins reale Terminbuch schafft.

Donnerstag, 29. Oktober 2015

Nicht Zielgruppe

Gestern kamen die Unterlagen für das Olympia-Referendum für die Tochter (!) und mich. Heute früh habe ich - ganz Preußin - mein Kreuz gemacht und den Umschlag für die Briefwahl fertiggestellt. Ich oute mich jetzt mal als Spielverderberin. Eine Rolle, die mir als Mutter durchaus vertraut ist.
Wie soll eine Stadt, die sich weder in Großprojekten beweist (Elbphilharmonie), noch ohne die Hilfe von tausenden Ehrenamtlichen Besucherströme bewältigen könnte (Flüchtlinge), noch im Kleinen hilft (Sohn), mit einer solchen Aufgabe fertig werden?
Was ich damit sagen will: ich brauche unterdessen weder Werbung, die mir erklärt, warum die Spiele so wahnsinnig grün und wirtschaftsfördernd wären, noch solche, die mir sagt, das das Inferno naht, wenn Hamburg olympische Spiele ausrichtete. Ich bin ein Streuverlust.

Mittwoch, 28. Oktober 2015

Schade

Sven Regener nahm meine Hand. Die Euphorie, die Ausgewählte aus so vielen zu sein und länger meine Hand in seiner halten zu dürfen, verflog bald. Ich musste feststellen, dass er weichere Hände hat als ich. Sonst bin ich doch diejenige, die für die Geschmeidigkeit ihrer Hände Komplimente bekommt! So also fühlt es sich an, vom Thron gestoßen zu werden. Doch auch dieses Gefühl hielt nicht lange an. Dann klingelte der Wecker. 
Auch wenn es unterdessen eine Stunde später ist, das Prinzip des frühen Frondienstes will sich mir nicht erschließen. Ich wäre gerne noch ein paar Stunden weiter die mit den zweitweichsten Händen gewesen. Ganz besonders, da der erste Arbeitstag nach meinem opulenten Urlaub (4,5 Tage) gestern wirklich zum Abgewöhnen war.

Dienstag, 27. Oktober 2015

Unverhofft kommt oft

Gestern habe ich wohl so etwas wie ein Kompliment vom Vater meiner Kinder bekommen. Er kündigte seinen Besuch an, als ich gerade die neue Folge von Downton Abbey guckte. Immerhin avisierte er sich. Man wird ja bescheiden. Er versprach, sich still zu beschäftigen und nicht zu stören. Nachdem ich zwangsläufig den weinenden Thomas Barrow seinem Schicksal überlassen musste, maikäferte der Ex noch ein wenig herum. Er wollte mit mir über seine Vorstellung über die Zukunft des Sohnes sprechen. Um es charmant zu formulieren: er hinkt ungefähr anderthalb Jahre hinterher.
Nach getaner Mission verabschiedete er sich recht bald. Nicht ohne mich noch für den schönen Kürbis vor der Tür zu loben. Keine fremden Federn und so: ich erklärte, die Freundin des Sohnes habe ihn kreiert. Das sei beeindruckend, er "sehe so sehr nach Antje aus". Ich nehme an, er meinte die Machart und nicht sein Aussehen.

Montag, 26. Oktober 2015

Welcome back!

Kalt ist es hier. Aber egal! Die Temperatur wurde durch den Empfang der Kinder wettgemacht. Sie hatten gestern Abend ein fantastisches Willkommensdinner für mich bereitet: zweierlei Fisch (Kabeljau und Thunfisch, vom Sohn mariniert und gebraten), Reis und Feldsalat (von der Tochter gewaschen und verlesen) mit Parmesan und Speckwürfeln. Zum Nachtisch gab's Brownies (selbstgebacken). Außerdem fragte mich der Sohn in original diesen Worten, wie ich "mit dem hygienischen Zustand der Wohnung zufrieden" sei. Wahrheitsgemäß antwortete ich: "Sehr!" Das hatte leider zur Folge, dass mir die Brut "Messietum" unterstellte. Sie haben in meiner Abwesenheit meinen Plunder in drei Tüten gepackt, weil sie sich nicht trauten, allen Schrott wegzuwerfen. Als ich mich empören wollte, es beschwerten sich die Richtigen, entgegneten sie unisono, sie seien schließlich genetisch vorbelastet. Dieses Argument wollten sie bei mir nicht durchgehen lassen. Wahrscheinlich verfällt es mit Erreichen der Volljährigkeit. Meine Zeit kommt also in zwei bzw. drei Jahren.
Heute früh wurde ich vom Sohn hingewiesen, ob ich "das" an unserem Hintereingang gesehen habe. Als langjährige Bewohnerin unseres Dorfes rechnete ich damit, dass man uns wieder vor die Tür gekotzt hatte. Stattdessen stand dort ein großer, oranger Kürbis, den die Freundin des Sohnes ausgehöhlt und mit Gesicht und Teelicht versehen hatte. 
Ich sehe die Vorteile des Sich-Rar-Machens.

Sonntag, 25. Oktober 2015

Endlich ein Sprachkurs für Minderbemittelte

Meine Zimmernachbarn im Hotel Tres Anclas verfolgen ein Ziel: selbst mir schwachgeistiger Nordeuropäerin die spanische Zunge nahezubringen. Zu diesem Behuf wiederholen sie in verteilten Rollen (mal in rostiger männlicher, mal in rostiger weiblicher Stimme) Worte und Redewendungen, bis sie auch mir geläufig sind. Wichtig dabei auch die passende Lautstärke, um im Nachbarzimmer alles glasklar hören zu können. "Por la playa" und "el pantalon" beherrsche ich jetzt endlich. ¡Muchas gracias, amigos!

Freitag, 23. Oktober 2015

¡No pasarán!

Heute ist Hochnebel. Das wird noch. Mütter wissen das.
Die Wohnung meiner Eltern ist ausgebucht, so dass sie netterweise mir ein Zimmer im nächstgelegenen Hotel organisiert haben, als ich spontan beschloss, ein paar Strandtage einzulegen. Ich bin hier ein Exot. Der Nationalität und des Alters wegen. Zu dieser Jahreszeit wird das Hotel vorrangig von jubiladores (!) bevölkert. Sie machen bei Bingo- und Schwoof-Abenden ihrem Namen alle Ehre. Und außerdem das WLAN nicht streitig. Man hört sie in Rudeln auftreten. Wobei man, wenn man sie dann sieht, überrascht ist, dass es nur zwei Paare sind. Die Stimmen ließen einen eher 12+ vermuten. Irgendwie habe ich wohl in letzter Zeit zu viele Bücher über den spanischen Bürgerkrieg gelesen. Denn die Rentner und die Sechziger Jahre-Anmutung des Hotels versetzen mich unweigerlich in die Franco-Ära. Ich glaube, damals sind auch die Hängeschränke aufgekommen, unter denen meine Mutter vermutet, dass die älteren Spanier wegen ihres überraschend gleichen Maßes aufgewachsen seien. Nur folgerichtig, dass sie mich zur Vorsicht vor den Hängeschränken gemahnte, als ich das Hotel Tres Anclas das erste Mal betrat.

Donnerstag, 22. Oktober 2015

Mittwoch, 21. Oktober 2015

Falschfahrer

Manchmal möchte ich alle schütteln und fragen: "Merkt ihr eigentlich, wie lächerlich ihr seid?" Wenn es nicht so bedrückend wäre, wäre es in seinem Widersinn urkomisch.
Zufällig sind wir am Sonntag nach dem Dortmunder Tatort bei Jauch backen geblieben. Da redet und agiert einer, als ob er das Studio verwechselt hätte, weil er eigentlich als nebenberuflicher Schmierenkomödiant für Richterin Barbara Salesch oder Familienfälle gebucht war. Neben sinnlosen Phrasen packt er auch noch vollkommen unmotiviert sein Deutschlandfähnchen aus.
Eine schwachgeistige, deutschtümelnde Demonstration hat als "Stargast" einen äußerlich wie namentlich Nicht-Deutschen. Dieser ist noch deutscher als all' die versammelten Dummdeutschen zusammen und redet dermaßen unsäglichen Schwachsinn, dass selbst seine Klientel mit IQ knapp oberhalb der Außentemperatur es merken müsste.
Die Nachbarn nennen es Hilfe oder vielleicht auch Barmherzigkeit, wenn sie bei uns Raum zur Übernachtung an Flüchtlinge anbieten wollen, den sie selbst tagsüber in dicke Jacken und Decken gehüllt als viel zu kalt empfinden. Von fehlenden sanitären Anlagen und nicht vorhandener Privatsphäre wollen wir gar nicht sprechen.
Sind es ganz viele Falschfahrer oder bin ich es?

Dienstag, 20. Oktober 2015

Nice Try

Leonard Cohen trägt die Schuld. Obwohl ich eifrig Gerhard Henschels Kinder-/Jugend-/Liebes-/Abenteuer-/Bildungs-/Künstlerroman gelesen habe, kam es mir erst vor kurzem in den Sinn, mich mit seinem Oeuvre zu beschäftigen. Tolle Musik, aber als vertonter Herbst nicht unbedingt stimmungsaufhellend. Ende letzter Woche hatte ich dann dermaßen die Nase voll. Von allem. Vom Job, vom Wetter, selbst von der Brut. So habe ich kurzentschlossen einen Flug in die Sonne gebucht. Nur für vier-fünf Tage, aber egal! Nur für mich. Heute Abend werde ich vorkochen, damit die Daheimgebliebenen Kinder nicht verhungern.
Für diesen blinden Passagier bin allerdings selbst ich nicht blind genug.

Montag, 19. Oktober 2015

Mrs. Clumsy

Irgendwie hätte ich ahnen können, dass heute nicht mein Tag ist, als ich morgens nach Beendigung der Dusche (auf jiddisch übrigens: spritzbad) beim Abtrocknen mit dem Handtuch so blöd gegen die Armatur kam, dass die Dusche wieder losging und Handtuch wie ich pitschnass wurden. 
Es ging ebenso weiter. Bei der Arbeit schleuderte ich einen Teller mit Kuchen in hohem Bogen auf den Fußboden, Carrot Cake auf strukturiertem, anthrazitfarbenem Teppichboden. Immer gern genommen. 
Zur Strafe saß ich nach. Bis nach 20 Uhr.  Und bin immer noch nicht fertig. 
Am Überraschendsten: keine Unfälle auf dem Rückweg.

Sonntag, 18. Oktober 2015

Keine Zeit für Bedenken

Gestern rief mich der Sohn während der üblich extensiven Einkaufstour an. Ich befand mich schwer beladen in der U-Bahn zwischen Ritterstraße und Wartenau. Ich rechnete mit der Frage "Was gibt's zu essen?", höchstens in der Variation "Was gibt es Leckeres zu essen?". Und doch, sie schaffen es immer wieder, ihre Mutter zu überraschen. Die Frage lautete: "Hast du einen Füller?" Alte Schule, die ich bin, dachte ich einen Moment, er wolle Dankeskarten für seine Geburtstagsgeschenke in Sonntagsschrift schreiben. War natürlich Quatsch. Stattdessen brauchte er angemessenes Schreibwerkzeug für seine Hebräischstudien. Gute Mutter, die ich bin, machte ich mich gleich bei meiner Heimkehr auf die Suche. Bei aller mütterlichen Liebe, meinen Füller wollte ich ihm nicht ausleihen. Der ist heilig. Zumal die Belastung der Feder durch einen Linkshänder doch eine deutlich andere als die durch eine Rechtshänderin ist. Am Ende fand ich eine Kalligraphiefeder und ein Tintenfass, die dem Zweck dienten. Wie ich später entdecken konnte, hatte der Sohn in schönster Schrift Worte wie "Shalom" in hebräischer wie lateinischer Schrift zu Papier gebracht.
Über das Tintenfass in seinem Zimmer mache ich mir Gedanken, wenn es soweit ist.

Freitag, 16. Oktober 2015

Willkommen im Prekariatsfernsehen!

Man macht sich so seine Sorgen. Speziell als Mutter neigt man dazu. Mit Grund, sage ich, wenn man morgens den Sohn weckt. Sich vor allerlei Zeug auf dem Boden ohne Machete kaum zu seinem Bett durchschlagen kann. Dann den Weckauftrag nur mit Mühe erfüllen kann, da er mit Wollmütze (Adidas - selbstredend!) und Kopfhörern (meine - ebenso selbstredend!) ausgestattet im rudimentär bezogenen Bett liegt und irgendetwas unbeachtet auf dem Laptop läuft. Irgendwann entdecke ich ihn in einer RTL II-Doku, fürchte ich.

Donnerstag, 15. Oktober 2015

Licht und Schatten

Während gestern ein schöner Abend war, kann der heutige nicht ganz mithalten. Gestern Romantik, Wein und Kerzenschein oder so ähnlich (offiziell war es die Elternvollversammlung, inoffiziell ein Date), heute einer dieser übergriffigen Spontanbesuche des Vaters der Kinder, bei dem ich mich immer fühle wie ein Gast in der eigenen Wohnung. Der Ex ist recht raumfüllend. Fragt nie, ob seine Anwesenheit ungelegen kommen könnte (wie auch?), guckt sich stattdessen interessiert alle Zettel und Briefe auf dem hiesigen Tisch an, kommentiert diese und beginnt, alles ein wenig umzusortieren. Währenddessen nörgelt er hier und da noch an der Musikauswahl herum. Dabei sah mein Plan für heute Abend vor, Leonard Cohen hörend noch ein wenig in Erinnerung zu schwelgen.
Auf Licht folgt wohl zwingend und postwendend Schatten.

Random Awesome Relatable

In meinem familiären Umfeld höre ich momentan ständig die Vokabeln "relaten" und "relatable". Ich bilde mir ein, des Englischen durchaus mächtig zu sein. Dennoch war mir nicht völlig klar, was die Brut damit sagen möchte. Zumal die Worte als einzig englische in einem deutschen Satz zusammen mit irgendwelchen widersinnigen Präpositionen (an die ich mich nicht einmal erinnere) charmant formuliert befremdlich klingen.
Gestern fasste ich mir endlich ein Herz und fragte die Kinder, was sie damit eigentlich sagen möchten. "Relaten" bedeute so etwas wie "sich identifizieren". Als ich sie weiterhin fragte, warum sie nicht das "deutsche" Wort benutzten, meinten sie, es gebe nicht den vollen Wortsinn wieder. Den wiederum konnte man mir allerdings nicht erklären. So begann die Tochter mit Phrasen wie: "Die Jugend von heute spricht kein Deutsch mehr". 
Als ob ich so wäre!

Mittwoch, 14. Oktober 2015

First Guess

In meiner Abwesenheit brachte gestern die Nachbarin die Zeit-Literatur-Beilage vorbei, die ich mir von ihr gewünscht hatte (wenn sie sie ausgelesen hat natürlich!). Die Tochter nahm sie an. Als ich den Literatur-Beileger dann auf unserem Küchentisch entdeckte, erkundigte ich mich bei der Tochter danach. Sie so: "Ach ja, du sollst einen Artikel als erstes lesen." Ich so: "Welchen denn?" Sie so: "Irgendeinen." Das hilft ungemein. Meine Vermutung: es war der Martenstein-Artikel. Aber wer weiß es schon?

Dienstag, 13. Oktober 2015

Herbst und Religion

Nachdem wir den Geburtstag erfolgreich hinter uns gebracht haben, konnten wir vorgestern beim Frühstück zu den wichtigen Themen des Lebens zurückkommen. Weltreligionen im allgemeinen und im speziellen. Der - wenn auch unregelmäßige - Besuch einer konfessionellen Schule macht den Sohn zum Experten. Nach seiner buddhistischen Phase, die allerdings immer noch nicht vollständig abgeschlossen ist, plant er nun zum Judentum zu konvertieren. Er neidet der Freundin die Teilnahme an einer Bar Mizwa. Als Goy habe sie dort doch nichts zu suchen gehabt. Neben Hebräisch- und Jiddisch-Studien sieht sein Projekt den Erwerb aller notwendigen Insignien vor. Ein Lockenstab, Kippa und Gebetsschal gehören selbstverständlich dazu. Er freut sich gleichermaßen auf den Sabbat ("ich darf nichts machen" - welch' Ernüchterung, wenn er sich klarmachen wird, dass sich das Nichtstun-Dürfen auch auf die Spielkonsole bezieht!) wie auf einen Besuch des New Yorker Shtetls. Die Essgewohnheiten blendet er aus, vermute ich. Denn zu Essen hat er wie erwartet dezidierte Meinungen, zum Beispiel: "Ziegenmilch schmeckt wie Scheiße." Seine Freundin hat andere Vorbehalte: "Ziegen sind böse, die haben ein Minus im Auge!"
Wir haben alle unser Päckchen zu tragen.

Sonntag, 11. Oktober 2015

The Creator Has a Master Plan

Ich fürchte, meine Vorstellungskraft geht mit mir durch, wenn ich mir folgende Seminarankündigung ansehe:
Ah, richtig schöne Schläge in die Nierengegend! Oh, das ist ein neues Schmerzverständnis! Hey, und erst das Wasserstoffperoxid in den Augen! Einmalige Erfahrung!
Aber vielleicht bin auch ich nur falsch verdrahtet? Wenn ja, warum gibt mir Facebook dann solche Werbung zu sehen?

Samstag, 10. Oktober 2015

Na, endlich!

Heute erleben wir also endlich den Saisonhöhepunkt. Eigentlich schon gestern, denn ich wollte in den nächtlichen, letzten Zügen meiner Vorbereitungen den Sohn schon anquaken, er solle sich gedulden, er habe noch keinen Geburtstag. Doch, meinte er, ich solle mal auf die Uhr sehen. Tat ich; da stand 23:04 Uhr. Ich triumphierte wie Olli gegenüber Stan. Meine Hochstimmung währte nicht lange. Denn der Sohn erinnerte mich an meine Unfähigkeit, die Uhrzeit am Backofen auf die saisonale Zeit einzustellen (Sommerzeit, dass ich nicht lache!). Er hatte recht, sein Geburtstag war bereits angebrochen.
Auch auf die Schnelle ganz gut gelungen, fand ich. Unter Auferbietung sämtlicher Geduld aller Beteiligten war der Sohn in seiner jovialen Feiertagsstimmung bereit, Auspacken und Kuchenessen auf den Morgen zu vertagen.
Seine Freundin wie auch ich wirkten dann vor 9 Uhr morgens gleichermaßen unausgeschlafen. Aber der Jubilar war unerbittlich, hatte er doch bereits seine Feierverkleidung angelegt: Adidas T-Shirt, Shorts und die Adidas-Inka-Wollmütze.
Der frischgebackene Fünfzehnjährige zeigte sich in Topform. Er pustete die Kerzen in Bestzeit aus. Freute sich lauthals über jedes Geschenk. Die grandiose Torte kommt übrigens von seiner Freundin. I accept defeat when I get to know it.
Bei der Herstellung fragte ihre Mutter sie, ob das Geburtstagskind ein achtjähriges schwules Mädchen sei, wie sie uns erzählte. Das brachte die Tochter dazu, uns ihre Interpretation des nahezu gleichnamigen Titels von Fettes Brot darzubieten. Endorphingeladen skandierte sie anschließend überraschend lautstark: "Wohlstand ist nicht gleich Profit!". Dabei war ihr sehr wichtig, dass sie 'Profit' so ausspricht, als ob man es mit Doppel-T schriebe.
Wie gut, dass Geburtstage auch im letzten Quartal des Jahres nicht besinnlich abgehalten werden müssen.
Wen es interessiert: mir ist schlecht von dem ganzen Süßkram.

Freitag, 9. Oktober 2015

Egal

In den letzten Tagen signalisierte mir der Sohn, ich mache zu viel Aufhebens um seinen nahenden Geburtstag. Pläne habe er keine, Torten- und Essenswünsche auch nicht.
Heute Nacht jedoch, als ich für eine anständige Mutter unziemlich spät nach Hause kam, öffnete er mir nicht nur formvollendet die Tür, sondern empfing mich mit den Worten: "Noch 23 Stunden und 37 Minuten, dann habe ich Geburtstag."
Vielleicht doch nicht ganz egal.

Donnerstag, 8. Oktober 2015

Viel Lärm um nichts

Leider ist es so, dass derjenige in unserer Familie, der die meiste Tagesfreizeit hat, auch derjenige ist, der als nächstes Geburtstag hat. Da mir letztes Wochenende aus mehrerlei Gründen der Weg zum stationären Handel verwehrt blieb, musste ich die Gaben für den Saisonhöhepunkt online bestellen. Den Sohn kennend musste ich ihn also instruieren, ankommende Pakete nicht sofort aufzureißen. Es kam, wie es kommen musste. Er fragte, warum eigentlich nicht. Die Tochter und ich erinnerten an den nahenden Geburtstag. Was denn darin sei, wollte er dann wissen. Netter Versuch, Schnucki! Wasserfilter, antwortete ich. Es war das erste vollkommen Uninteressante, das mir in den Kopf schoss. Natürlich sind die Zeiten über ein Jahrzehnt vorbei, in denen man den Sohn glauben machen konnte, ein Adidas-Paket enthalte Wasserfilter. Die letzten Tage verbrachte ich also in banger Sorge. Wie üblich umsonst. Ein netter Nachbar nahm die kostbare Fracht an ("Ihre Paket ist bei Herr D." stand auf dem gelben Zettel im Postkasten. Was den Sohn sofort zu einem impulsartigen "Herrn! Es muss Herrn heißen." hinriss. Manchmal hört man seine eigene Stimme. Genetik eben.). Der Sohn hatte zwar ein Klingeln gehört, aber das Türöffnen nicht für notwendig befunden. Hätte ich auch wissen können.

Mittwoch, 7. Oktober 2015

Worte nur Worte

Mir wird üblicherweise nachgesagt, ich verschwende zu viele Worte. An dieser Stelle möchte ich klarstellen: ich kann auch anders. Gestern konnte ich allein mit zwei Worten und zwei Satzzeichen in Bestzeit eine Konversation zum Erliegen bringen.
Das kam so: der Gatte teilte mir per Whatsapp mit, seine große Tochter sei mit einem Jungen niedergekommen. Schön, dachte ich und schickte postwendend meine Antwort, noch bevor er die technischen Details loswerden konnte. Besagte zwei Worte und zwei Satzzeichen führten sofort zur Funkstille. Man kann es auch niemandem recht machen! War er doch immer der Erste, der meine ausschweifende Art zu reden kritisierte. Und dann ist "Glückwunsch, Opa!" auch nicht das Richtige.

Dienstag, 6. Oktober 2015

Nimm das, Herbst!

Verstanden, Herbst! Du kommst jetzt mit Macht. Lässt Blätter fallen, als ob sie Blätter im Wind seien. Die anderen färbst du bunt. Aber ich sage dir: Grün ist das schönere Bunt! Tust so, als müsse man dunkle, kalte Abende genießen. Mit Heißgetränk und Kuscheldecke. Ohne wär' mir lieber. Aber sei gewiss: von dir lasse ich mir nicht sagen, wann meine Sandalen, Schlappen und Flipflops in den wohlverdienten Winterschlaf geschickt werden! WINTER-schlaf - merkst du selber, ne? 
Übrigens, Herbst, ich mag dich nicht. Habe dich noch nie gemocht. Und daran wird sich in diesem Leben auch nichts ändern.

Montag, 5. Oktober 2015

Planung

Am Wochenende wollte ich in Erfahrung bringen, ob die Kinder Pläne für die Herbstferien haben. Vielleicht könnte man ja gemeinsam etwas unternehmen.
Die Tochter erwartet Besuch einer Freundin aus Berlin. Allerdings kann sie nicht sagen, ob dieser in der ersten oder zweiten Woche stattfinden soll. Großherzig erteilte sie mir jedoch die Erlaubnis, ich dürfe ruhig verreisen, während sie zuhause bleibe. 
Der Sohn kündigte eine zweiwöchige Fahrradtour an. Schnell erlosch der Glanz in den Augen seiner Freundin, als er seine Destination preisgab. Edeka. Zur  Erinnerung: dieser liegt keine fünfhundert Meter von uns entfernt. Die Tochter erfreute sich an der Vorstellung, wie er dort zwei Wochen "verpennere". Um dann eine Diskussion darüber loszutreten, ob es das Wort überhaupt gebe.
Schön, wenn die eigenen Kinder derart ambitionierte Projekte planen.

Ach so!

Manchmal ist man als Mutter noch zu etwas zu gebrauchen. Eine beruhigende Erkenntnis. Gestern fragten mich der Sohn und seine Freundin nach der Bedeutung des Wortes "altbacken". Nachdem ich es erklärt hatte, meinte die Freundin, "dann haben wir es immer im falschen Kontext gebraucht". Irgendwie klar, dass diese Form des Selbstzweifels von ihr und nicht von ihm kam. Meine philologische Neugier führte dazu, dass ich ihnen nicht die Peinlichkeit ersparen konnte, nach ihrer Verwendung des Wortes zu fragen. Der Sohn presste ein knappes "feuchter Kehricht" hervor. Jetzt war es an mir, blöd aus der Wäsche zu gucken. Netterweise klärte mich die Freundin auf: sie hätten das Wort im Zusammenhang 'Altes, das backen bleibt' verwendet.

Sonntag, 4. Oktober 2015

Hurra, wir leben noch!

Dies war das Motto unseres gestrigen Tages. Umso mehr, als es der Tag der deutschen Einheit war. Eine Einheit, die wir nicht einmal in der Hausgemeinschaft zustandebringen. Doch wir, die wir das kleine Dorf gegenüber ganz Gallien stellten, haben das hausinterne Tribunal überlebt. Darauf mehr als einen Dujardin!

Samstag, 3. Oktober 2015

Sprachlos

Bei den Vorbereitungen für das heutige Frühstück (kein echtes Feiertagsfrühstück übrigens) fielen mir wieder die weisen Worte der Tochter ein, die sie letzthin kundtat. Sie verstehe nicht, wie man keine Tomaten mögen könne, die seien doch so saftig und süß. Und mit ihr typischer Verve ergänzte sie: "Tomaten machen alles besser!"
Dem kann ich ausnahmsweise nichts hinzufügen.

Freitag, 2. Oktober 2015

Da haben wir den Salat!

Dem Drängen anderer habe ich nachgegeben und trage heute geschlossene Schuhe. Nachdem ich auch gestern noch in Sandalen unterwegs war, befürchteten meine Kolleginnen, ich könne langsam zur Spinnerin abdriften, die sommers wie winters barfuß durch die Stadt laufe. Und... Was soll ich sagen? Ich gehe wie auf Eiern und meine Fußspitzen schmerzen. Die Aussicht, Spinnerin zu werden, gewinnt an Reiz.

Wie sag' ich's?

Ob meine Erklärung akzeptiert wird, warum ich heute noch später als sonst zur Arbeit kommen werde? Ich bin mir nicht sicher, ob die Wahrheit immer hilft.
Ich habe - noch vor dem ersten Schluck Tee! - geraume Zeit damit zugebracht, die Reste der nächtlichen Frittier- und Bratexzesse des Sohnes zu beseitigen. Immerhin, im Rausgehen hat er erstens um Entschuldigung gebeten und sich zweitens für meinen Einsatz bedankt. 

Donnerstag, 1. Oktober 2015

Saisonale Postwertzeichen

Selbst ich, die ich das morgendliche Aufstehen so lange wie möglich herauszögere, muss unterdessen im Dunklen aufstehen. Zeit zu akzeptieren, dass der Sommer vorbei ist. Ich kann es nicht mehr verdrängen, so schwer es mir auch fällt. Auch der Kalender schreit es unterdessen heraus: es ist Oktober.
Wenn ich durch den Park unseres beschaulichen Dorfes spaziere, kann ich nur mit Not verhindern, jedem heruntertrudelndem Blatt hinterherzuweinen. Ich fühle mich wie Idefix, wenn Bäume ausgerissen werden. So passt es wohl in meine depressiv-herbstliche Stimmung, dass ich mich zwar über die neuen Briefmarken der Post freue, aber gleichzeitig zu nörgeln habe, dass meiner Lieblingsfigur Idefix keine Marke zugedacht wurde. Nicht mal eine Fünf- oder wenigstens eine Zwei-Cent-Marke! 
Alles blöd, sag' ich doch.