Sonntag, 30. November 2014

Nachts in der großen Stadt

Gestern bekam ich ein nettes Kompliment: der Taxifahrer, der mich zu einer Geburtstagsfeier brachte, meinte, ich sei der höflichste Fahrgast, den er je befördert habe. Dass er erst seit einem Monat Taxi fährt, schmälerte das Lob nur ein klitzeklein wenig.
Das alles nur, weil ich im Einsteigen meinen Namen sagte, um ihm unter Beweis zu stellen, dass es sich bei mir tatsächlich um diejenige handelte, die die Droschke bestellt hatte. Eigentlich hätte ich das Kompliment gleich retournieren können, den er stellte sich im Gegenzug auch gleich namentlich vor.
Die Rückfahrt mit einem anderen Fahrer barg leider keine solchen Highlights. Was vielleicht hauptsächlich an meiner alkoholinduzierten Mundfaulheit lag.

Das westlichste Bundesland der DDR

Neulich hörte ich Frau Kramp-Karrenbauer (übrigens ein Name, der klingt, als sei er von einem mittelmäßigen Comedian erdacht) im Fernsehen. Hören insofern, als ich ganz zeitgemäß meinen Blick nicht auf den Fernsehbildschirm sondern auf den Second Screen richtete. Jedenfalls dachte ich "Na, die kommt doch aus dem Osten!" und wandte mich dem Fernseher zu, um zu sehen, wer dort sprach. Immer wieder falle ich darauf rein! Saarländer sind bei mir gedanklich unter Ostdeutschen verbucht, weil sie reden wie Erich Honecker.

Samstag, 29. November 2014

Stabilitäts-Check

Wir rufen hier die "Großen Phobikerwochen" aus. 
Nach dem Fund der Rattenhinterlassenschaften im Keller (nicht zu vergessen dem neuerlichen Schimmelbefall in meinem Schlafzimmer) kam die Tochter gestern vorfristig von der Schule, um mitzuteilen, sie habe Läuse. Wer dachte, dies sei ein Kleinkinderproblem, dem sei gesagt, dass es ohne Schwierigkeiten auch fast Sechzehnjährige erwischen kann. Wie gut, dass Muddies Hausapotheke für einiges gerüstet ist. Zwei Flaschen Infectopedicul und dreierlei Nissenkämme. Die Behandlung macht bei dickem, langen Haar übrigens besonders viel Spaß. Anschließend befanden wir uns, um mit Herrn Regener zu sprechen, in einem wunderbaren kontaktstoned Zustand, weil das Zeug, das auf unseren Köpfen einwirkte, mindestens 80% Alkohol enthält.
Als währenddessen der Kammerjäger anrief, um einen Termin zu vereinbaren, war ich fast umnebelt genug, ihn zu fragen, ob Läuse auch in sein Kompetenzgebiet fallen. 

Freitag, 28. November 2014

60 Cent

Langsam komme ich dahinter, was der Chef meint, wenn er mir verquast-bemühtes Bildungsbürgertum vorwirft. Zum zweiten Mal wurde ich unterdessen angesehen wie ein Auto, als ich an unterschiedlichen Postschaltern "die Saint-Exupéry-Marken" orderte. Zum Glück bekam ich beide Male die Kurve, indem ich schnell noch "die mit dem Kleinen Prinz" hinterherschob. Dabei sollten die Mitarbeiter der gelben Post doch wissen, dass Frauen derzeit ohnehin nur das Eine (bzw. die eine Briefmarke) wollen.

Alternativen

Momentan heißt es, Lösungen zu finden. Für vielerlei. Ich spreche ganz bewusst nicht von Problemen, weiß ich doch, dass man sie unterdessen Herausforderungen nennt. Was alles gleich viel leichter macht.
Eine - wenn auch nicht unbedingt die vordringlichste - war, Adventsdeko ohne den nicht zugänglichen Fundus hinzubekommen. Ich muss mir, zusätzlich zum Lob der Tochter ein wenig selbst auf die Schulter klopfen. Hübsch übrigens, dass die Tochter meinte, sie gehe nie, nie mehr in den Keller, als sie von der Rattenplage hörte. Meines Wissens war sie auch vorher nie dort. Es trifft den guten Keller also nicht allzu hart.
Einziger Ansatz zur Selbstkritik: kann mir jemand nochmal die Bedeutung des Wortes "minimalistisch" erklären?
Der für meine Eltern. Rief bei der Tochter Entzücken hervor. Bis sie unseren sah, den sie noch schöner findet. Der Mensch stammt eben doch von der Elster ab.
Und hier noch unsere Protagonisten in saisonaler Pracht:

Donnerstag, 27. November 2014

Happy Thanksgiving!

Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, muss der Berg eben zum Propheten oder so.

Jahresrückblick schon im November

Was für die Queen 1992 war, soll für mich wohl 2014 werden. Dieses Jahr hat wirklich vor, als annus horribilis in meine Zeitrechnung einzugehen. 
Nach den Keksorgien wollte ich gestern aus dem reichen Fundus meiner Weihnachtsdeko im Keller schöpfen. Die zwei Umzugskartons und diversen Ikea-Beutel (ja, ich besitze einiges an saisonaler Verzierung) fand ich merkwürdig verdreckt. Von der Kellerdecke konnte der Schmutz nicht gerieselt sein, denn - wenn auch sonst keine Ordnung in meinem Keller herrscht - die Weihnachtssachen befinden sich alle im Rumpf eines überflüssigen Küchenschranks. Jetzt stell' dich nicht so an, dachte ich. Weitermachen! Irgendwann dämmerte es auch mir, obwohl ich Meisterin darin bin, dass Dinge nicht sein können, wenn ich sie mir nicht vorstellen kann (vgl. Betrugsgeschichte des Gatten). 
Nachdem ich mich aus dem Keller evakuiert hatte, versuchte ich meinen Vater als Telefonjoker zu befragen. Meine Eltern waren wegen der zahlreichen Vorbereitungen für Thanksgiving leider nicht erreichbar. 
So musste Dr. Virtuell ran. Und, was soll ich sagen? Ein Hoch auf die Google-Bildersuche! Unter dem Stichwort "Rattenexkremente" wurde mein Verdacht zweifelsfrei bestätigt.  
Nach ausgiebiger Dusche und Desinfektion sah die Welt schon wieder etwas besser aus. 
Der Plan sieht nun vor, dieses Jahr auf minimalistisches Dekorieren zu setzen.

Mittwoch, 26. November 2014

Peinlich, dement oder beides?

Mit Vergnügen lese ich ein Buch von Max Goldt. Es war mir aus meinem Zu-Lesen-Stapel als das aktuell lesenswerteste vorgekommen.
Während der Lektüre zermarterte ich mir unablässig das Hirn, in welchem seiner Bücher oder in welcher Zeitschrift ich einzelne Geschichten schon gelesen haben könnte. Ein Blick ins Bücherregal brachte Aufklärung: ich habe das Buch schon. Zum Versuch einer Ehrenrettung muss ich sagen, dass das Exemplar in der Bücherwand ein Hardcover ist, das aktuell gelesene ein Taschenbuch. Seither frage ich mich, warum mir nur Teile davon bekannt vorkamen?

Dienstag, 25. November 2014

Üppig

Opulenter Weihnachtsschmuck am Zimmer des Sohnes.

Pflichterfüllung vs. Selbstfürsorge

In den letzten Tagen musste ich feststellen, dass mein Hang zu preußischen Tugenden doch größer ist als der meiner Kinder.
Während sie schon lange die Lust verlassen hatte (mich ehrlich gesagt auch), brachte ich einen Gutteil meiner Zeit nach wie vor mit zentnerweise Keksen zu. Der Sohn fand in seiner Begeisterung für rohen Teig schon Backen übertrieben. Die Tochter dagegen bestand darauf. Als die Kekse dann aus dem Ofen waren, konnte auch sie weiteren Aktionen wie Dekorieren nichts mehr abgewinnen, denn die Backwaren konnten nicht schnell genug vertilgt werden.
So befand ich mich allein auf weiter Verzierungsflur. Immerhin war die Anzahl der zu bearbeitenden Werke dank ihrer Mithilfe stark dezimiert. Also machte ich weniger aus Leidenschaft als aus Pflichtgefühl an die Arbeit. Sieht man den Keksen vielleicht nicht unbedingt an, aber isso.

Montag, 24. November 2014

Jauchzet, frohlocket!

Es ist nicht gelogen, wenn ich verspreche, dass die heutigen Bauchschmerzen der Tochter nichts, aber auch gar nichts mit unserer Keksorgie am Wochenende zu tun haben. Im Gegensatz zu ihrem Bruder verschmähte sie den rohen Teig und skandierte ständig "Salmonellen!". Auch mein Hinweis, der Teig sei ohne Ei, brachte sie nicht davon ab. Eigentlich ist es einfach so, dass sie die Kekse deutlich lieber mag als den Teig. Nicht so der Sohn. Ein Gutteil meiner gestrigen Arbeit bestand in Teigverteidigung.
Ach, die besinnliche Adventszeit!

Sonntag, 23. November 2014

Unerfahren

Wie ich dieses Wochenende feststellen musste, zeichnen sich der Sohn und ich durch ähnliche Unwissenheit beim Thema Autofahren aus. 
Ich, weil ich nicht wusste, dass Hamburg unterdessen ein südlicher Teil Skandinaviens ist, und man als dreckiger Outlaw gilt, wenn man morgens um neun im November (heller wird's nicht!) nicht das Licht einschaltet. 
Der Sohn, weil er sich auf den Beifahrersitz warf und im offenen Fach über dem Handschuhfach ein Objekt entdeckte, das er mit ehrlicher Bewunderung als "Oh, eine Hornhautraspel!" kommentierte. Bis ich ihn darauf hinwies, dass es sich um einen Eiskratzer handelt.
Irgendwie merkt man uns doch die ÖPNV-User an.

Samstag, 22. November 2014

Aphorismen aus der Nachbarschaft

Wer hätte gedacht, dass wir hier auch noch unseren Beitrag zur ARD-Themenwoche Toleranz leisteten?

Ich hoffe, ich bekomme jetzt keine Copyright-Probleme... Aber noch ist es einfach zu früh, um sich die Zitiererlaubnis einzuholen.
Um ehrlich zu sein, geht dieses Zitat ins Fotofinish mit dem einer anderen Nachbarin. Dabei ging es um das Wort "Achtsamkeit", das wir beide nicht allzu sehr ins Herz geschlossen haben: "Es gibt Leute, die kommen vor lauter Achtsamkeit gar nicht mehr zum Leben."

Freitag, 21. November 2014

Balance

Derzeit siegt wohl der Deutsch-Vorweihnachtliche-Teil meiner Persönlichkeit. Was auch vernünftig ist, denn bis zur spanischen Sonne müssen wir noch 18 Tage warten.
Nie war ich so früh mit meinem Adventskranz zugange. Und warum? Weil ich kann! Na ja, eher weil ich mich dieses Jahr gegen die Tradition verschworen habe und keinen Rumpf aus Tannenzweigen besorgt habe, die vor der Zeit altern könnten. Außerdem habe ich mich gegen das übliche Rot-Grün entschieden. Teilautistin, die ich bin, fällt mir diese Wendung schwer. Noch mehr beschäftigt mich allerdings die Asymmetrie der vorinstallierten Kerzenhalter. Vielleicht doch gut, dass ich den dritten und vierten Advent aushäusig verbringen werde.


Donnerstag, 20. November 2014

Ich glaub', es geht los!

Gerade frage ich mich, ob ich neben anderen Krankheiten und Gebrechen nicht auch unter gespaltener Persönlichkeit leide.
Ein Teil meiner Gedanken kreist um den Themenkreis "Advent", Kalender, Kränze, Weihnachtskarten, Deko, Kekse, Kerzen, Rezepte. Ein anderer, nicht unerheblicher Part befasst sich mit der Aussicht auf Sonne und Meer, Bücher, Sonnencreme, Bikinifigur (Gedanke abgehakt), barfuß-taugliche Füße usw. usf.
Aber vielleicht ist dieser Bruch doch nicht pathologisch, wenn ich höre, dass seit gestern auch in Playa de Gandia die Weihnachtsbeleuchtung hängt.

Mittwoch, 19. November 2014

Männer

Gerne wollte ich heute den Internationalen Männertag begehen. In welchem Ausmaß allerdings war mir noch unklar.
Nach der frühmorgendlichen Whatsapp-Konversation mit dem Vater meiner Kinder bin ich mir nicht mehr so sicher. Es geht um den Geschenkwunsch der Tochter:
Immerhin versöhnlich, er pflichtet mir ausnahmsweise bei.
Dennoch halte ich mich vielleicht lieber an die Feierlichkeiten zum Welttoilettentag.

Dienstag, 18. November 2014

Zielgruppenmarketing

Die Marktforschung der Firma Storck hat augenscheinlich herausgefunden, dass ihre Schokoküsse-Konsumenten eine hohe Affinität zu Schlüpfrigkeiten aufweisen. Das muss natürlich bedient werden.
Wir erinnern uns an ihre österlichen Saisonartikel:

Nun setzt sich das Grauen selbstverständlich in der Adventszeit fort:

Wir dürfen gespannt sein, was sie sich zu Silvester oder Fasching einfallen lassen.

Telefonjoker

Gestern war ich im Kino. Und dann gleich eine Preview! Der Film ist sehr zu empfehlen, auch wenn ich den deutschen Titel extrem schwach finde: Ein Schotte macht noch keinen Sommer (What We Did On Our Holiday).
Noch während des Films habe ich meine Mitseher damit genervt, dass ich vermutete, der Soundtrack zum Film komme von den Waterboys (weil die Stimme des Sängers so klang). So war ich auch die Einzige unserer Sechsergang, die - wahrscheinlich, weil sie weder dringend auf die Toilette noch rauchen musste - den Abspann ansah. Wer Recht haben will, muss leiden. Und, was soll ich sagen, die Musik ist von den Waterboys!

Montag, 17. November 2014

Christkind

Seit der Mythos des Weihnachtsmannes zerstört ist, beschenken sich die Tochter und ihre Freundinnen zum Fest. Eine Regung, die ich vom Sohn im speziellen und von Jungs im allgemeinen nicht kenne. Dieses Jahr stehen ihrer aller Geschenke ganz im Zeichen der Phobienbekämpfung. Vielleicht normal unter 15- bis 16-Jährigen.
Was die Tochter verschenken wird, darf ich aus Geheimhaltungspflicht nicht verraten. Sie allerdings weiß schon, was sie von Freundin II bekommen wird: einen  Besuch im Ratten-/Tauben- und Heroinspritzen-Streichelzoo. Ich hoffe, sie verrät mir, wo der sich befindet. Als Konfrontationstherapie möchte ich dort auch gerne einmal hin.

Aschenputtel

Meine Großmutter mütterlicherseits vermutete, ihre Hölle werde daraus bestehen, dass sie Socken für ihre gesamte Familie werde stopfen müssen. 
Meine wird sein, für die halbe Menschheit Feldsalat waschen und aussortieren zu müssen. Ich weiß es. Spätestens seit gestern Abend.

Sonntag, 16. November 2014

Kreativ sein!

Manchmal glaube ich, die Meisterin des schlechten Timings zu sein. Keine Sorge, es kommt jetzt nichts Unanständiges!
Es ging schon früh los. Genau in dem Moment als ich eine Großpackung FAK-Tee besorgt hatte, den ich während der Stillzeiten mit Todesverachtung literweise trank, beschloss der Sohn mit der Muttermilch abzuschließen. Fortan hieß es für mich Salbeitee, den ich vielleicht sogar noch ekliger fand.
Das gleiche Spiel mit den Schnullern. Kaum war eine Monatsration (das sind ganz schön viele!) besorgt, fand der Sohn  dieses Zeug Babykram und rührte keinen mehr an. Schön auch, dass mir sowohl sein Abstillen als auch die Schnullerentwöhnung vorher schlaflose Nächte in einer ohnehin schlafarmen Zeit bereiteten.
Es gibt auch neuere Beispiele. Der Sohn ist in seinen Essgewohnheiten Quartalsesser. Immer wenn ich uns gerade großzügig mit der Leibspeise eingedeckt habe, kommt eine neue Leidenschaft, und von der alten will er nichts mehr wissen. Das ist jedoch unproblematisch, da die Tochter gerne für ihn einspringt.
Überhaupt könnte man den Eindruck gewinnen, es sie weniger meins als vielmehr sein Problem. Aber mit der Tochter ist es im Prinzip genauso.
Gerade als ich die Vorteile des En-Gros-Kaufs genutzt und eine Riesenpackung Pampers besorgt hatte, brauchte sie  überraschend auch nachts keine Windeln mehr.
Immer wenn ich Kleidung in ihrer Lieblingsfarbe gekauft hatte (die Quittungen natürlich sofort weggeschmissen - Ehrensache!), schaute sie mich mitleidig an und meinte, das sei jetzt nicht mehr Lila sondern Gold, nicht mehr Rosa sondern Schwarz usw. usf.
Wie man sich vorstellen kann, könnte ich noch zahlreiche weitere Beispiele aufführen.
Irgendwie ist mir noch nicht ganz klar, was die Moral von der Geschicht' ist. Höchstwahrscheinlich ist es ja ein kreativerer Umgang mit den Ressourcen. Aus FAK-Teebeuteln kann man sicher ein lustiges Mobile basteln, Nicht-Ganz-Lieblingsklammotten muss man nur heiß genug waschen, dann passen sie auch Puppen und viele Möglichkeiten mehr.

Samstag, 15. November 2014

Low Score

Gestern Abend bemerkten die Tochter und ich, dass ob der anhaltenden Abwesenheit unseres Ölprinzen die letzte Olivenölflasche mehr als zwei Monate gehalten hat. Ich nenne es Zweckoptimismus.

Freitag, 14. November 2014

Fundstück

Die Tochter meint, ich dürfe "kein Instagram haben". Sollte es da eine Altersbeschränkung geben, von der ich nichts weiß? Zugegeben, ich habe es dubelig angestellt, als ich ihrer besten Freundin gefolgt bin...
Außerdem meint sie, mit leicht despektierlichem Unterton, ich sei ein "Heizungs-Chiller" (muss man übrigens mit Bindestrich schreiben, weil der Heizung-Schiller missverständlich ist). Nur weil ich im November gerne mit dem Smartphone in der Hand vor der gemütlichen Heizung stehe. 
Man bekommt so viel Liebe zurück.
Aber ich will nicht undankbar sein. Immerhin hat sie mich mit "Na, das ist auch eher eine Hochsicherheitsbrotdose!" sehr belustigt (die Hundeohren kann man anlegen, um sie zu verschließen).

Donnerstag, 13. November 2014

Vermutung

Über Nacht habe ich beschlossen, den Esstisch, Küchentisch, you name it, zur Smartphone-freien Zone zu erklären. Das wurde auch mal Zeit, mag manch' einer denken. Im Moment überlege ich noch, welches Kunstwerk ich erschaffe, um diese drakonische Maßnahme zu verdeutlichen. 
Aktuell habe ich nur mich selbst beschnitten. Der Tochter bleibt nach dem Aufstehen lediglich Zeit, Zähne zu putzen und sich zu schminken, ehe sie zur Schule muss. Da fallen ausgedehnte Pitstops am Frühstückstisch ohnehin aus. Heute erst recht, denn es ist der doofe Donnerstag. Da muss man zur mentalen und sonstigen Vorbereitung vorzeitig in der Schule sein.
Mein kalter Entzug gestaltet sich bisher noch unproblematisch. Die Kinder werden ihn vermutlich umgehen, indem sie sich von Mahlzeiten am Tisch verabschieden.

Mittwoch, 12. November 2014

Politisch unkorrekt

Heute früh ertappte ich mich dabei, in Gedanken eine Nachrichtenmeldung aus dem Radio im Kopf unlauter zu vervollständigen:
Es hieß: "Die Raumsonde Rosetta ist die einzige, die..."
... mit einer ausschließlich schwulen Mannschaft besetzt ist.
Ich weiß, ich weiß! Raumsonden sind unbesetzt.

Weltraumforschung

Ursprünglich bin ich zu Facebook gekommen, weil ich dachte, die Kinder dahingehend nicht reglementieren zu können, wenn ich selbst nicht weiß, wie es geht. Schnell stellte ich fest, dass mir diese Möglichkeit Spaß bringt. Wie es so schön dummdeutsch heißt: niederschwellig mit Freunden und vor allem Bekannten und Verwandten in aller Welt in Kontakt zu bleiben oder zu kommen. Außerdem konnte ich, ganz Profi, den Kindern Vorgaben machen: kein Echtname, keine Porträtfotos.
Auch einen Gutteil meiner zugegeben rudimentären Whatsapp-Fähigkeiten habe ich meiner Tochter zu verdanken (der Sohn ist, ganz typisch, kein Heavy User). Ihr muss es wie Die-Geister-Die-Ich-Rief vorkommen. Denn die Elterngruppe, die ich ob meiner herausragenden Skills einrichten sollte, wollte sie mir wegen ungebührlicher Peinlichkeit verbieten. Verkehrte Welt.
Bei Twitter war es anders. Dazu hatten die Kinder eine dezidierte, negative Meinung, die ich im Originalwortlaut hier nicht wiedergeben möchte. Lustig auch die Diskussion mit den Kindern, die Stein und Bein schworen, dass das Raute-Zeichen nie im Leben so heiße, denn man nenne es doch seit Menschengedenken "Hashtag". Hinzukommt, dass ich das Prinzip von Twitter nicht begreife. Ich schaffe es nicht, beispielsweise meinen (oder heißt es "mein"?) Blog dort zu verlinken.
Überhaupt Blog: der (das?) kam hauptsächlich deshalb zustande, weil die Kinder, immer öfter, wenn ich über ihre Aussprüche schmunzelte, hinterherschoben: "Mama, das postest Du jetzt nicht bei Facebook!" Es mussten also neue Wege gefunden werden. Hilfe bekam ich von einer Kollegin, die mir Virtualpfeife erklärte, wie leicht es sei. Und sie hatte Recht! Auch wenn ich bestimmt nicht ansatzweise alle Features nutze.
Seit Längerem ist es nun so, dass die Kinder immer andere Kanäle nutzen. Ja, ja, der Niedergang Facebooks... Im Grunde betreibe ich mit zwei halbwüchsigen Kindern gelebte Trendforschung. Auch die Genderdifferenzierung kann ich live beobachten. Egal, jedenfalls nutzen sie neben den nahezu klassischen Smartphone-Funktionen fast nur noch Instagram (beide) oder Snapchat (die Tochter). Bei Instagram liefern Sie sich wahre Schlachten, wer für was mehr Likes oder Kommentare bekommen hat. Sie benutzen bestimmt noch viele weitere Kanäle, deren Namen ich nur noch nicht aufgeschnappt habe.
Mich überfordert das! Denkt auch mal jemand an die armen Mütter, die keine Digital Natives sind?

Dienstag, 11. November 2014

Leistungsabfall

Berichtete ich bereits von meiner Passion für Lernentwicklungsgespräche? Sie kommen mir ebenso sinnvoll vor wie die sogenannte Busbeschleunigung auf der Langen Reihe.
Gestern war's wieder so weit. Zum Glück das mit der Tochter; diese Gespräche sind immerhin ein wenig entspannter. Und doch galt es den alarmierenden Leistungsabfall in der Klasse - diesen hatten ambitioniertere Eltern als ich konstatiert und flügelschlagend ein Treffen aus Eltern und Klassenlehrer einberaumt - zu erklären. Im Fall der Tochter bestand dieser Erdrutsch aus einer Mathe-Vier (vorher Drei) und einer Französisch-Drei (vorher Zwei oder Eins, wer weiß das schon?). Es soll wohl auch Gefälle nach oben geben, denn in Chemie, Biologie und Geschichte hat sie sich gegenüber dem letzten Zeugnis verbessert. Wahrhaft schockierende Zustände so kurz vor den MSA-Prüfungen im Februar!
So saßen wir drei vergleichsweise ratlos beieinander, in der Hoffnung, uns Lernziele für die Tochter aus den Fingern zu saugen. Im Verlauf dieser Stille mutierte ich doch ein wenig zur Glucke, weil ich dem Klassenlehrer darlegte, dass ich die Tochter ausreichend fleißig und beeindruckend ehrgeizig finde. Währenddessen rollte die Tochter mit den Augen, geraten Mutter und Lehrer doch gerne ins ausgedehnte Quatschen, was sowohl peinlich als auch zeitraubend ist. Die Anschlussverabredung mit den Freundinnen rückte bedrohlich näher. Nach dem LEG erhielt ich erwartungsgemäß Vorwürfe, zu sehr den Thomas Gottschalk gegeben zu haben. Meine erste Trotzreaktion war: "Er hat angefangen und war viel schlimmer als ich!" Bestach wohl nicht durch Glaubwürdigkeit. Dann versuchte ich mich in Undankbarkeitsvorwürfen, schließlich habe ich sie mit meinem Plädoyer doch in Mathe wieder zurückgequatscht. Sie rang sich ein schmallippiges "Danke" ab, um dann zu sagen, dass ihr ihre Mathenote scheißegal sei. Ich vermutete es schon länger, nun deuten alle Zeichen darauf hin: ihr Crush für den Klassenlehrer gehört der Vergangenheit an.

Montag, 10. November 2014

Kenne den Kunden!

Gerade frage ich mich, ob die Zielgruppe der Silvesterparty am Hühnerposten "Hirntote Amöben" (Potential: 0,58 Mio. Personen im Nielsen-Ballungsraum Hamburg) sind?
Warum sonst schreibt man auf das sensationelle schwarz-neongelbe Plakat in einer Schrift, die davon ein Viertel einnimmt, als wichtige Information noch das Datum 31.12. (nicht etwa Uhrzeit oder Wochentag, damit rechnen sie bloß!)?

Hell - Dunkel

Na toll, Zeitumstellung! Das war also der Deal: wir nehmen in Kauf, ab dem späten Nachmittag im Stockfinsteren durch die Gegend zu stolpern, weil es morgens  früher schön hell ist. Und warum muss man jetzt trotzdem im Dunklen aufstehen? Es tröstet wenig, dass der Himmel bereits beginnt, ein zartes Dunkelgrau anzunehmen.

Sonntag, 9. November 2014

Es ist, wie es ist

Obwohl ich heute konsequent die Nachrichten umschiffe, geht mir das ganze Gedenken furchtbar auf den Wecker. Besonders wenn man ungefragt eine saublöde Sonderausgabe der Blöd-Zeitung in den Postkasten gesteckt bekommt. Wahrscheinlich muss ich mir gefallen lassen, dass ich unpatriotisch bin. Vielleicht kann ich zu meiner Ehrenrettung anführen, dass ich noch weiß, was ich vor 25 Jahren gemacht habe. Ich weiß sogar noch, dass es ein Donnerstag war. Genau für dieses verlängerte (goldene Studentenzeiten!) Wochenende war ich vorher mit einer Freundin von Berlin nach Endingen am Kaiserstuhl gefahren, um ihr mental am 50. Geburtstag ihrer Mutter beizustehen. Vom Abend ist mir mehr als alles andere in Erinnerung geblieben, dass ich luuuschtik fand, wie die Aborigines dort sprachen. Dem einen Gast, der sich beim Verabschieden wunderte, dass er nicht mehr in seinen Mantel passte, schallte ein weinseliges ("Dä Wie isch guad") "Isch au dei Kiddele nit!" entgegen. Dort schien mir eine Vereinigung fremderer Menschen vonstatten zu gehen (Antje und die Alemannen) als zwischen Ost- und West-Berlinern. Ich kann auch nicht sagen, dass ich unglaublich neidisch auf die in Berlin Gebliebenen gewesen wäre. Schließlich habe ich das nachfolgende Silvesterfest lieber auf dem Hochbett der Wohnung meines damaligen Freundes in Tiefwerder (Spandau) verbracht als am Brandenburger Tor, indem ich Unpässlichkeit vorschob.
Umso mehr nerven mich 25 Jahre später die allgegenwärtigen Fragen nach Unterschieden zwischen jungen Ost- und Westdeutschen, die Äußerungen irgendwelcher Jammer-Wessis zum beklagenswerten Zustand der westdeutschen Straßen im Vergleich zu den ostdeutschen oder zur fehlenden Dankbarkeit der Ostler den dukatenscheißenden Westlern ("Mein Solibeitrag!") gegenüber. Ich befürchte, der gleiche Kram wiederholt sich nächstes Jahr am 3. Oktober nochmal. Vielleicht haben wir das Glück, auch an diesem Gedenktag wieder schönes Wetter zu bekommen. Dann werde ich mit dem Sohn spazieren gehen können. Vielleicht kommentiert er auch wieder so nett wie im Vorjahr. Diesmal meinte er am euphemistisch "Alsterpark" genannten Grünstreifen zwischen Binnen- und Außenalster: "Was für ein schönes Fleckchen Erde!"

Samstag, 8. November 2014

Kleiner Vorgeschmack

Gestern Abend rief mich die Tochter während des Damenstammtischs an. So weit, so gewöhnlich, möchte man denken. Aber nein! Normalerweise pflegt sie Sprachnachrichten zu schicken, die ihre blöde, alte Mutter leider so schlecht abzurufen beherrscht, dass alle Umsitzenden auch genau wissen, was Trumpf ist. Sie verschickt vermutlich lieber Sprachnachrichten, weil denen niemand widersprechen kann. Sie rief also an, und besagte Mutter war alarmiert. Da das Töchterlein mit ruhiger Stimme sprach, legte sich die mütterliche Sorge schnell. Sie wollte fragen, ob Freundin II bei uns übernachten dürfe. Klar, darf sie. Kurioserweise druckste sie nach meiner Zusage weiter herum. Es sei nämlich so, dass eigentlich Freundin I vorgehabt habe, bei Freundin II zu nächtigen und jetzt um ihre Schlafgelegenheit gebracht sei. Ob sie auch bei uns übernachten dürfe? Klar, darf sie. Das Drucksen ging weiter. Freundin I halte sich derzeit bei einem Freund in Ahrensburg auf. Wenn er nun Freundin I wieder in die Stadt zurückbringe, käme er wegen des Bahnstreiks nicht mehr wieder zurück nach Hause. Ob er dann auch bei uns schlafen dürfe. Der Fluch der zentralen Wohnlage. Die Tochter bemerkte, dass meine Reaktion diesmal etwas verhaltener war, und schob schnell ein "Er-übernachtet-auch-im-anderen-Zimmer" hinterher. Das deutete an, dass das Sleepover nicht bei uns, sondern in der großelterlichen Wohnung geplant sei. Ich stimmte zu (erntete eine ungekannte Anzahl töchterlicher "Dankes"), auch wenn zwei Zweifel blieben. 
Erstens: in welchem Zimmer schliefe der junge Mann und wo tummelten sich die drei Mädchen? Zweitens: reichten meine Vorräte, um sechs Personen (darunter fünf Heranwachsende und darunter zwei Jungs!) zum Frühstück satt zu bekommen?
Ging alles. Ich freue mich, dass Freundschaft 2.0 der Kinder mich nicht Knall auf Fall erwischt. 

Freitag, 7. November 2014

Wie wär's...

... wenn Langzeitarbeitslose in Andrea Nahles' Freifläche im Kopf Hirn pflanzten?
Ich weiß, es geht über die Schmerzgrenze, aber man muss leider das Kleingedruckte lesen.

Donnerstag, 6. November 2014

Statusänderung

Es muss wohl an der exzessiven Auseinandersetzung mit dem Vaterunser liegen (die Tochter hat unterdessen Vaterunser 2.0 erreicht, sie findet nun auch die englische, französische, spanische und vor allem die schwedische Version* beachtenswert):
Unser Festnetz, unser WLAN und unser Fernsehen funktionieren wieder!
Der klitzekleine agnostische Teil in mir sagt mir, dass es eher am Besuch des Telekomtechnikers lag. Aber dem darf man nicht Glauben schenken.

* Die Mediaplanerin in mir freute sich sehr über das wunderbare Targeting, das auf der Vaterunser-Übersetzungs-Website Anwendung findet, auf der uns "Chemie-Laborgeräte günstig hier" angeboten werden. Ein echter Volltreffer.

Ein Versuch

Zwei drängende Fragen treiben mich gerade um:
Erstens: können Eichhörnchen lesen?
Wenn ja, zweitens die Frage, ob die Aufkleber an unserer Balkontür die elenden Drecksviecher ausnahmsweise davon abhalten können, meine gesamten Blumenzwiebeln auszubuddeln und aufzufuttern? 
Nach schmerzhafter Erfahrung hege ich meine Zweifel.

Glaubenskrieg

Die religiöse Phase der Kinder mutiert zum Vaterunser-Battle. Gestern suchten sich die Tochter und der Sohn in dessen Rezitation zu überbieten. Der Sohn gewann im Hinblick auf Schnelligkeit, Flüssigkeit und Textsicherheit. Die Tochter konnte einzig durch Betonung und Emphase des Vortrags punkten. Ihr Argument gegen den in ihren Augen unbotmäßigen Siegestaumel des Bruders war seine höhere Kontaktdosis. Er besuche schließlich normalerweise eine konfessionelle Schule ("Da gibt's doch immer Gottesdienste und sowas.") und befinde sich derzeit in einem katholischen Krankenhaus. Sie dagegen sei zum ersten und einzigen Mal bei einem Kirchenbesuch an der Mosel vor drei Jahren mit dem Vaterunser in Berührung gekommen - und da sei er auch dabei gewesen. Er ließ diese Gründe nicht gelten, denn sie stimmten nicht. Ein ungewöhnlicher Geschwisterstreit entbrannte. Ich muss ihnen wohl andere Passagen aus dem Buch der Bücher nahebringen, um sie zu mehr christlicher Nächstenliebe anzuhalten. Außer dem etwas abgedroschenen (sic!) "Schwerter zu Pflugscharen" Vorschläge etwas bibelfesterer Leser?

Mittwoch, 5. November 2014

Mein Leben als Zirkelbezug

Nennt mich K.!
Ich kann das WLAN nicht einrichten, weil keine Verbindung zum Internet besteht. Sehr witzig.

Glauben

Auf wundersame Weise durchlaufen meine Kinder derzeit eine religiöse Phase. Beim Sohn vielleicht noch halbwegs nachvollziehbar, da er sich in einem katholischen Krankenhaus aufhält; bei der Tochter bleibt der Auslöser unklar. 
Es äußert sich unter anderem darin, dass beide Kinder unabhängig voneinander plötzlich das Vaterunser können und rezitieren. Woher der Sohn diesen hot stuff hat, bleibt mir verborgen. Die Tochter entdeckte Matthäus 6, 9-13 gestern Abend in der Chrismon-Beilage aus der Zeit. In dem ihr eigenen Ehrgeiz beschäftigte sie sich die gesamte Vorbereitungszeit fürs Abendessen damit, um es dann zum Essen - wahlweise mit halber Kartoffel oder Bulette im Mund, unser tägliches Brot gib uns heute - auswendig wiederzugeben. Wie schnell sie noch lernen!
Zu Beginn des Abends fragte sie mich, warum es statthaft sei, gegen den christlichen Glauben zu wettern, während man z. B. bei Islamkritik gleich als Rassist gelte. Anschließend irritierte sie mich mit der Frage, ob ich meine, dass sie in den Himmel käme, obwohl sie nicht an Gott glaube, wenn sie aber so täte als ob. Ich war mit dem Logikbruch so beschäftigt, dass ich zu antworten verpasste. Auch gut.
Die Beruhigung kam, als ich ihr zum Ende des Abends die letzten Zeilen des Vaterunser erklären musste (Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit). Was denn das bitte heißen solle? Nachdem ich mich daran versucht hatte, meinte sie: "Ach, das soll heißen, das Gott 'ne geile Bitch ist." Ob es mir sagen soll, die feministische Phase ist noch nicht vorbei?

Dienstag, 4. November 2014

Verbindung fehlgeschlagen

Der Post-Titel könnte das Motto meines Lebens sein. Wenn ich nicht bereits eine mittelschwere Depression hätte, bekäme ich sie spätestens heute. Der Versuch, Festnetztelefon, WLAN und Fernsehen zu installieren, treibt mich auf die Brücke. Mal ganz abgesehen davon, dass man als nicht-krankgeschriebener Berufstätiger nicht die Gelegenheit hat, in Summe mehrere Stunden mit der Telekom zu kommunizieren. Ohne Erfolg natürlich - Ehrensache! Nichts scheint mir demoralisierender als das fortwährende Vor-Augen-Führen des eigenen Unvermögens. Bisher dachte ich immer, keinen IQ knapp oberhalb der Zimmertemperatur zu haben, aber ich mag mich täuschen. Es spricht einiges dafür.
Vielleicht stimmt aber auch die Theorie, die Pharmaindustrie und die Telekommunikationsunternehmen seien gewinnbringend miteinander verbandelt. Die Rechnung geht bestimmt auf: je mehr Verbindungen fehlschlagen, desto mehr Psychopharmaka werden verkauft.

Warum bloß?

Vor langer Zeit wurde ich einmal von einem Bekannten, dem ich beim Auszug half, gefragt, ob ich ein "Putzsystem" habe, das ich mitbringen könne, um die demnächst ehemalige Wohnung in einen mehr als besenreinen Zustand zu bringen. Ich muss ihn damals ziemlich entgeistert angesehen haben. Erstens weil ich die Frage nicht verstand. Was sollte das bitte sein? Zweitens weil ich sie aus einem reinen Künstlerhaushalt nicht erwartet hätte. Man denkt doch: "Bohemiens, allesamt."
Nun endlich, mit Jahren Verspätung ist es so, dass ich wahrhaft stolze Besitzerin eines solchen Putzsystem bin. Ein Angebot beim örtlichen Discounter nahm mich für den "Vileda Ultramat" ein. Diesen musste ich natürlich sofort ausprobieren. Ich gestehe, beschwingt über unseren Boden gewischt zu haben, als ob ich Protagonistin eines Dor-Werbespots sei. Ich frage mich ernsthaft, warum ich dem damaligen Wink nicht früher gefolgt bin.

Montag, 3. November 2014

Nachtrag

Dem aufopferungsvollen Einsatz meines Nachbarn ist es zu verdanken, dass wir dieses Jahr von der Halloween-traditionellen Eierpampe an den Fenstern verschont geblieben sind. Er ist tatsächlich bei Einbruch der Dunkelheit vor unserem Haus auf und ab patrouilliert. Zum Glück war es ein lauer Abend. Blöderweise war seine Aktion vollkommen altruistisch, denn seinen Bereich hat es dennoch erwischt. Die Verfolgung der jugendlichen Missetäter ging jedoch in die richtige Richtung, sprich nicht bei uns vorbei. Man muss auch mal Glück haben.
Übrigens fehlt selbst der Tochter das Verständnis für ihre Altersgenossen: "Wieso Eier? Die sind doch lecker"

Sonntag, 2. November 2014

Doch ein Happy End?

Ich habe etwas Verrücktes getan. Gut, für meine Freunde ist es nicht rasend außerordentlich, denn sie selbst haben sich dem schon öfter unterzogen. Ich dagegen musste erst die Vierzig passieren, ehe ich mir das erste Mal die Wimpern färben ließ.
Buchstäblich von Geburt an bekommt der Sohn Komplimente für seine Wimpern. Und ich seit vierzehn Jahren immer wie das hässliche Entlein daneben, obwohl er meine geerbt hat - mit dem entscheidenden Unterschied, dass seine dunkler gefärbt sind. Ja, es gäbe die Möglichkeit zu tuschen, aber die blöden schwarzen Bröckchen klemmen sich immer zwischen Auge und Kontaktlinse und sind dann kein Spaß. Diese Schweinerei musste also eine andere werden.
Endlich löste ich den Geburtstags(!)-Gutschein fürs Wimpernfärben (nochmals Danke!) ein.
Im Grunde bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Allein die Reaktion der Kinder war ein wenig enttäuschend: die Tochter guckte mir am selben Abend tief in die Augen und fragte hochgradig ungläubig: "Hast du dich geschminkt?" Gerade so, als ob ich das nie im Leben täte. Immerhin fand sie - anders als der Sohn einen Tag später - das Ergebnis ansprechend ("Weil deine Wimpern nicht so geschwungen sind wie meine, sieht es aus, als hättest du Eyeliner benutzt." Na, danke.). Der Sohn stellte - wie gesagt etwas später; Jungs brauchen eben länger - original die gleiche Frage wie seine Schwester, nur dass in seinem Tonfall neben Unglauben auch noch Missfallen mitschwang. Ich hatte eine Art déjavu. Als Abiturientin jobbte ich in der Vorweihnachtszeit in einer Parfümerie und verpackte dort Geschenke. Eine der geschulten Fachkräfte mittleren Alters, selbst im gesamten Radius ihrer Brillengläser (und die waren groß!) pfauenaugengleich getüncht, fragte mich einmal, ob ich mich eigentlich nie schminke. Um sich selbst ihre Frage sofort mit "Ach, Sie sind ja mehr der sportliche Typ!" zu beantworten. Wobei sie durch ihren Tonfall klarmachte, dass besagter Typ, wenn überhaupt, nur marginal über der Batik- oder Ökoschlampe rangiert. Ein wenig verschämt gestehe ich, ich habe mich damals gerächt: 
Wir drogistisch Ungeschulten wurden von den Fachkräften immer wieder darauf hingewiesen, dass wir nur zum Verpacken angestellt seien und keine Verkaufstätigkeit ausüben dürften. Dennoch ließ es sich nicht vermeiden, dass der eine oder andere Kunde uns ansprach - es soll auch solche gegeben haben, die eher auf den sportlichen Typ standen. So kam ein Kunde einmal mit zwei Cremetiegeln auf mich zu und fragte, worin außer im Preis der Unterschied zwischen den beiden liege. Ich untersuchte die Informationen und fand heraus, dass die eine im Gegensatz zur anderen pH-neutral sei. Woraufhin Pfauenauge angeschossen kam, mir die Tiegel entriss und mich zu düpieren gedachte, in dem sie fragte, ob ich denn überhaupt wisse, was das bedeute. Dem Chemie-Grundkurs sei Dank antwortete ich: "Das bedeutet, dass der negative dekadische Logarithmus der Wasserstoffionenkonzentration gleich Null ist." Der Kunde feixte, ihm gefiel der sportliche Typ zusehends besser, und die Fachverkäuferin presste sich ein spitzes "Oh, Sie wissen das aber genau!" ab.
Am Ende waren doch alle zufrieden: die Parfümerie gewann für den Kunden und mich an Unterhaltungswert und die Provision der Profi-Verkäuferin stieg durch den Erwerb des teureren, pH-neutralen Produktes.

Samstag, 1. November 2014

Ein Wunsch

Wenigstens eine positive Nebenwirkung der Erderwärmung sind Temperaturen von 18 Grad im November in Norddeutschland. Wenn jetzt der Klimawandel noch dafür sorgen könnte, dass um diese Jahreszeit die Sonne auch noch etwas höher stünde, wären wir in der Lage, unsere Wochenendfrühstücke auf dem Balkon einzunehmen. Das goutierte ich sehr.